Prenzlau(Franziskanerkloſter: Kirche). 243
Kirche(jetzt Dreifaltigkeitskirch e).
Die Kirche des Franziskanerkloſters(Abb. 210), ehemals St. Johannes Baptiſta geweiht, entſtand wohl ſchon vor Mitte des 13. Jahrhunderts; jedenfalls war ſie 1253 vollendet, denn damals wurde der Biſchof von Kamin im Prenzlauer Franziskanerkloſter beerdigt(pommerſch. U. B. 1 S. 454) und zwar kann er nach dem damaligen Brauche ſeine Ruheſtaͤtte nur vor dem Altar der Kirche gefunden haben. Da die Kirche aber in einem Guß gebaut iſt, muß ſie damals als Ganzes vollendet geweſen ſein.
Sie iſt ein einſchiffiger Gewoͤlbebau(Abb. 211 u. 212) von fünf Achſen Laͤnge aus gemiſchtem Material, bei dem indeſſen Granit vorwaltet und Backſteine nur fuͤr die Kanten und feineren Architekturformen verwendet ſind(Format 28* 12—13* 8—9 em). Der Bau iſt in der uͤblichen Weiſe orientiert, hat aber in Ruͤckſicht auf die am Oſtgiebel vorbeiſtreichende Kloſterſtraße einen auf dieſem aufgeſattelten kleinen Glockenturm. Die Gewölbe ruhen auf kraͤftigen dreiviertelſaͤulenartigen Wandvorlagen mit Trapezkapitellen, mit denen Sich ſeit— waͤrts kleine Konſolen für die Schildboͤgen verbinden; die Baſen ſtecken faſt ganz im Fußboden. Die Rippen beſtehen aus einer einfachen Vereinigung von un— deutlichem Rundſtab und Schraͤge. Die halbſteinſtarken Kappen haben ſchon Buſen. Die Schlußſteine ſind mit verſchiedenartigen fruͤhgotiſchen Blattmotiven verziert. Im Dach ſieht man ſehr deutlich, daß die Zwickel der Außenmauer zwiſchen den Gewoͤlbe—
kappen nie verputzt waren, woraus mit Sicherheit zu ſchließen iſt, daß(entgegen Adlers Meinung) die Kirche nie eine gerade Decke hatte, ſondern die jetzigen Gewoͤlbe die urſpruͤnglichen ſind. Von alten Portalen findet ſich noch auf der Suͤdſeite eine größere Spitzbogentuͤr mit abgeſtuftem Granitgewaͤnde, die nur auf der Innenſeite vermauert iſt und ſo jetzt eine Niſche bildet; ferner ſind Spuren von kleinen Granittuͤren nach dem Kloſterhof auf der Nord⸗ und dem Friedhof auf der Suͤdſeite erkennbar, ſowie am aͤußerſten Weſtende der Nordſeite die Spur eine: kleinen Tur, die vermutlich von den Kloſtergebaͤuden nach einer Empore fuͤhrte. Die ſchmalen Spitzbogenfenſter ſind nicht nur wie uͤblich am Weſtgiebel, ſondern durchweg zu dreien durch einen gemeinſamen Bogen in breite Gruppen zuſammengefaßt; die Gewaͤnde haben einfache Schmiegenform. Der Weſtgiebel zeigt über feinem Dreifaltigkeitsfenſter noch einige ſchmuͤckende Spitzbogenblenden in Ver— bindung mit einem eingetieften Kreuz. Unten ſtuͤtzen ihn wegen des abgeſtuften Ge— laͤndes zwei maͤchtige geboͤſchte Strebepfeiler. Die Schauſeite der Kirche bildet der an der Klöſterſtraße ſtehende Oſtgiebel, deſſen Portal allerdings erſt von der Erneuerung der Kirche i. J. 1846 herſtammt, waͤhrend feine oberen, reich mit gekuppelten Blenden und Maßwerk verzierten Teile nebſt dem im Mittel herausgehobenen Turm alt ſind; nur die oberſte Endigung des Turmes, naͤmlich von da an, wo der getreppte Fries auf» hört, iſt nicht mehr urſpruͤnglich, das andere teilweiſe durch Überputzen verdorben (Abb. 210). Daß die Kante beider Giebel einſt mit Zierpfeilern beſetzt war, zeigt die Petzoldſche Anſicht Tafel 11). Zu den ſpaͤteren Ergänzungen der 1597 für die lutheriſche Gemeinde eingerichteten, 1735 als baufällig aufgegebenen und erſt in den Jahren 1846 65 wiederhergeſtellten Kirche gehören außer dem Dachſtuhl die eine Sakriſtei abtrennende Scheidewand am Weſtende, ſowie die Vorhalle am Oſtende. Der nicht
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