Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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298
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Roſſow

Die Kirche iſt im Kern ein Feldſteinbau von weniger ſorgfaͤltiger Mauertechnik als im 13. Jahrhundert uͤblich war. Indeſſen gehoͤrt er noch dem Mittelalter an, wie einige erhaltene Spitzbogen formen bezeugen:{vo namentlich das Weſtportal, die Spuren von vermauerten Portalen im Norden und Süden ſowie von einigen Fenſtern, endlich zwei Spitzbogenniſchen in der Weſtwand des Kirchenraumes zu beiden Seiten der Orgel(Abb. 271 gibt einen fruͤheren Zuſtand h. Die jetzigen Fenſter ſind im Stich bogen geſchloſſen. Im Weſten war auch hier ein Turm von der Breite des Schiffes angelegt; dagegen iſt der eingezogene Chor aus neuerer Zeit. Der Dachſtuhl iſt laut Kirch enregiſter(Geh. Staatsarch. Prov. Brandbg. Rep. 7. Loͤcknitz Fach 13 Nr. 28 a) von 1665. Der Turmaufbau in Fachwerk iſt über dem Kirch endach zu quadratiſchen Grundriß eingezogen und daruͤber nochmals zu einer breiten Achteckform, die in einen Spitzhelm endigt.(Jahreszahl 1837 in der Wetterfahne.) Am Oſtende der Suͤdſeite ſcheint früher ein Anbau geſtanden zu haben, der noch bis heute feine Spurei hinterlaſſen hat(Abb. 271) und vielleicht eine Herrſchaftsloge enthielt; nach der oben angefuͤhrten Quelle im Geh. Staatsarchiv wohnte i. J. 1652 in den alsGewoͤlbe bezeichneten Raum der Kuͤſter.

Der Altaraufbau(Abb. 272) in wuchtigen Louis XIV. Formen(ͤfaſt identiſch mit dem von Zerrenthin), mit doppelter korinthiſcher Saͤulenſtellung und gekroͤpftem Gebaͤlk, in Braun mit Gold gehalten, war urſpruͤnglich nicht Abb. 271. Roſſow. Grundriß der Kirche.(Nachỹeiner als Kanzelaltar gedacht, ſondern um älteren Zeichnung beim Staatl. Hochbauamt prenzlau ) ſchloß im Mittelfelde eine Kreuzigungs

gruppe. Dieſe, beſtehend aus den voll rund gearbeiteten Figuren Chriſti, Mariä und Johannis, iſt noch erhalten und ſchmuͤckt jetzt die Wandflaͤche nördlich vom Triumphbogen. Sie wurde offenbar ſehr bald nach Fertigſtellung des Altars durch den Einbau der in ſchweren uͤppigen Barockformen gehaltenen Kanzelkufe und ihres ebenſolchen, maͤchtig ausladenden Schalldeckels erſetzt. Die Kufe zeigt an der Vorderſeite eine perſpektiviſch gehaltene derbe Darſtellung des hl. Abendmahls. Auf zwei ſchraͤg vorgezogenen ſeitlich en Poſtamenten ſtehen neben den Saͤulen des Altars die dreiviertel lebensgroßen Figuren von Liebe und Glaube. Außerdem zieren den Fuß der Saͤulen einige Putten mit den Abzeichen des moſaiſchen Geſetzes und der hl. Schrift. Der außerordentlich ſchwungvolle Aufbau findet nach vorn ſeinen Abſchluß durch die reichen durchbrochenen geſchnitzten Altarſchranken(ſiehe dasſelbe Ornament in Carmzow und Zerrenthim).

Außer der Orgelempore ziehen ſich Emporen an den Langſeiten bis faſt zum Triumphbogen hin(nach Beckmanns Nachlaß von 1740.

Ein getriebenes Meſſingtaufbecken mit der Verkündigung im Grunde. Kelch, ſilbervergoldet, 24h /, em hoch, datiert 1593. Im allgemeinen noch von