Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
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Strasburg (Geſchichte). 337

grafen Waldemar zu ſtuͤtzen, war auch Strasburg mit im Bunde. Damals ſollStrace­borch, ene ſtad vor der Uker, weil hier der Daͤnenkoͤnig Waldemar Attertag Zuflucht geſucht hatte, durch Herzog Albrecht II. von Mecklenburg belagert worden ſein:der hertoghe von Mekelenburg belegede den koning, ſo erzaͤhlt der luͤbiſche Chroniſt Detmar. 14532 hauſten die boͤhmiſchen Huſſiten ſo arg, daß 3 Jahre darauf Markgraf Johann den Bürgern auf 12 Jahre die Zahlung der Steuer, der Orbede und anderer Abgaben im Hinblick auf die von denKetzern angerichteten Verheerungen erließ. 1479 wurde die Stadt waͤhrend des Krieges zwiſchen dem Herzoge von Pommern und Stettin mercklich beſchediget, fie brannte völlig aus und verlor dabei alle ihre Privilegien und Briefe.

Wie es im ausgehenden Mittelalter uͤblich war, wurden auch viele geiſtliche Stif­tungen gemacht; beſonders beliebt war die Errichtung von Nebenaltaͤren, an denen Meſſeprieſter, die der Biſchof von Kamin zu beſtaͤtigen hatte, ihres Amtes walteten. Die Pfarrkirche, die auch im Mittelalter der Sitz eines Propſtes war, barg in ihren Mauern die mit Lehnbeſitz ausgeſtatteten Altaͤre des Kreuzes, der Heiligen Nicolaus, Eras mus, Dyoniſius, der 3 Könige, des Leibes Chriſti, der heiligen Catharina und der Marien­oder Fruͤhmeſſe. Sie wurde aus Anlaß der Reformation i. J. 1539 eingezogen. An Stelle der Meſſeprieſter trat ein einziger Diakon. Laut Viſitationsabſchied von 1544 war Joachim Buſſow der erſte evangeliſche Pfarrer; von jeher iſt der Pfarrer auch Sup erin tendent der 7 Parochien Blum enhagen, Groß⸗-Luckow, Hetzdorf, Luͤbbenow, Papendorf , Trebenow und Wismar . 1599 wurde das Rathaus erbaut und zwar, wie die Inſchrift meldet, zur Zeit als Rudolf II . Kaiſer und Joachim Friedrich Kurfuͤrſt waren; die damaligen Ratmannen hießen: Krupeſack, Reberck und Wegener. Während des 30 jäh­rigen Krieges hatte die Stadt beſonders in den Jahren 1637 und 1638 ſehr unter Hunger und Peſtilenz zu leiden, ferner unter Einquartierung und Pluͤnderung durch die Schweden , wie der Prenzlauer Pfarrer Suͤring berichtet. Nach dem Abſchluß des Friedens brachen 1653, 1663, 1681 und 1684 verheerende Brände aus. Auch die Scheunen wurden 1701 und 1711 durch Feuer zerſtöͤrt; infolgedeſſen erſetzte man die Stroh- durch Ziegel daͤcher. Die vielen Luͤcken, die der große Krieg in die Reihen der Buͤrger geriſſen, wurden durch 55 Familien, Pfälzer und Franzoſen , die durch König Ludwig XIV . vertrieben worden waren, um 1690 wieder ausgefuͤllt; ſie bildeten eine beſondere Gemeinde, die am 20. Mai 1691 ihren erſten Gottesdienſt unter Prediger Jean Henri im Rathaus abhielt. Durch Urbarmachung wuͤſter Stadthufen und durch Einführung des Tabak baus erwarben die Neuankoͤmmlinge ſich große Verdienſte um die Landeskultur. Noch heute erinnern Namen wie Touſſaint, de Latre, de la Barre, Soyeaux, Tavernier und Bevier an dieſe Beimiſchung mit fremden Blut.

Der Statiſtiker Bxatring bietet in ſeiner Beſchreibung der Mark von 1805 aus fuͤhrliche Angaben. Damals gab es 484 Haͤuſer mit insgeſamt 2768 Einwohnern. Naͤchſt Prenzlau und Schwedt war damals die Stadt dervolkreichſte Ort in der Ukermark; fie war noch mit einer Mauer umgeben und hatte 3 Tore. Viele Tuch­macher, Loh⸗ und Weißgerber, insgeſamt 98ouvriers werden erwaͤhnt, auch die Toͤpferei war betraͤchtlich entwickelt.

Kunſtdentm. d. Prov. Brdbg. IM. 1. Prenzlau