Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
391
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Zernikow Zerrenthin. 391 Mittelteil ſchloſſen zwei maͤchtige Kaminanlagen ein, die jetzt ſeit Einführung der Ofen­heizung zu Vorgelegen umgeaͤndert, aber noch an ihrem Geſims und den rauchfang­artigen ſeitlichen Abſchraͤgungen erkennbar ſind. Sie muͤndeten mit ihren aufſteigenden großen Schornſteinen in den kurzen Firſt des Walmdaches und bildeten zugleich die ſteinernen Grundpfoſten des Fachwerkhauſes. Im Hintergrunde der Diele liegen der Ausgang zum Hof, die Treppen zum Obergeſchoß und der Zugang zum Balkenkeller. Auf der rechten Seite der Diele liegt hinten die Küche mit ihren Nebenraͤumenz ſie iſt trotz ſpaͤterer Anderungen noch jetzt erkennbar an den Reſten des Rauchfangs oben an der Wand, der ungedielten, jetzt mit Backſteinen gepflaſterten Herdſtelle, ſowie dem Wand­geſims zum Abſtellen von kleinem Gerät, uͤberdies endlich an den hochliegenden Fenſtern. Neben der Kuͤche war vorn das Speiſezimmer mit drei Fenſtern nach dem Garten, einfacher Stuckdecke und Kamin mit ſchlich ter rechteckiger Profilumrahmung und geradem Geſims daruͤber. Auf der linken, allein unterkellerten Seite finden ſich neben der Diele die Wohnräume mit zwei ſchmalen Anbauten auf der Hofſeite(für die Aborte), von denen einer zu dem die Schlafzimmer enthaltenden Obergeſchoſſe aufſteigt. Der Hof iſt jetzt durch einen großen neuen, das Haus entſtellenden Backſteinfluͤgel verbaut.

Zerrenthin.

Zerrenthin, 11 km noͤrdlich von Bruͤſſow . Gem. 662 Einw., 1419 ha.

Das wohlhabende Straßendorf hat naͤchſt Bergholz die groͤßte Gemarkung im Kreiſe und iſt trotz ſeines ſlawiſchen Namens als deutſche Siedelung anzu­ſprechen. Im Jahre 1216 uͤbertrugen die Soͤhne des Herzogs Bogislaw von Pommern den Moͤnchen des Kloſters Grobe auf der Inſel Uſedom das in derLand­ſchaft Paſewalk gelegene DorfSarnotino. Das Kloſter veraͤußerte bald darauf die zu entfernt gelegene Beſitzung. Als Kaiſer Karl IV. um 1375 das Landbuch zus ſammenſtellen ließ, hatten inCzerntyn verſchiedene Ritter, u. a. Henning und Hermann Cernetyn und Ludecke v. d. Berge, Freihufen und ſonſtige Gerechtſame, z. B. bezogen ſie die auf den Hufen ruhenden Abgaben. Aus Lehnsurkunden des 15. Jahrhunderts ergibt ſich, daß hier die Haſe, Dollen, Berg und Schulenburg, ferner auch der Rat von Paſewalk beguͤtert waren. Laut Bericht des Landreiters war 1608 Jochim v. d. Schulen­burg auf Loͤcknitz Herr über 13Pauren und 2Coffaten, Graf Schlick über 3, Pauren. Die meiſten dieſer Gerechtſame und Anteile kamen nach dem zo jährigen Krieg an die Landesherrſchaft, ſo daß ein Protokoll von 1688 mit den Worten beginnt:Zarrentien gehört Sr. Churfüͤrſtlichen Durchlaucht,. zum Ampte Loͤckenitz belegen. Im 18. Jahr­hundert trat das Amt BruͤſſoAw an die Stelle von Loͤcknitz . Von 16 Bauern- und 9 Koſſaͤtenhoͤfen, die es ſeit der Zeit der deutſchen Koloniſation hier gab, war weit über die Hälfte durch den 30 jährigen Krieg wuͤſt geworden. Dank der Fuͤrſorge des Amts wurden von 1680 an neue Bauern, darunter 4 Franzoſen, die den Tabakbau einfuͤhrten, angeſetzt. Die Kirche, der von altersher 3 Hufen von den 44 Hufen der Gemarkung zuſtanden, war fruͤherMater von Fahrenwalde , heute von Roſſow und ſteht unter ſtagtlichem Patronat.