Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
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396 ZollchowZüſedom.

Glocken. Die große, 96 em Durchmeſſer, 1703 von Joh. Jakob Schultz; die kleine, 8 em Durchmeſſer, ohne Inſchrift und Verzierung, nur mit zwei glatten Linienpaaren am Halſe, der untere Rand ſtark ausg ebroͤckelt.

Züſedom.

Züledom, 9 km nordweſtlich von Bruͤſſow . Gut 323 Einw., 1043 ha.

Von der Zeit der deutſchen Koloniſation her warCzimenen oderZzimenen dieſe Namensform bietet Kaiſer Karls IV. Landbuch von etwa 1375 ein großes Bauerndorf mit einer Gemarkung von 60 Hufen. Doch ſchon damals lagen die meiſten Bauernhoͤfe wuͤſt, und verſchiedene Ritter, die auch Abgaben der uͤbriggebliebenen Bauern bezogen, hatten ſie im Beſitz, z. B. die Lindſtedt, Benz, Wichmannsdorf , Haſe und Oldenfliet. Eine große Anzahl von urſchriftlich im Geh. Staatsarchiv zu Berlin aufbewahrten Urkunden bietet hieruͤber Aufſchluß, beiſpielsweiſe wurde 1536 Jaſper v. Haſe und ſein Vetter Heinrich durch Kurfuͤrſt Joachim II. mit 26 Hufen ſowie mit dem Kirchlehn, Gerichtsbarkeit und Straßenrecht belehnt. Der Landreiter berichtet, daß 1608 Adam v. Lindſtedt hier einen Ritterſitz hatte. Die Lindſtedt zu Schmarſow verkauften um 1650 ihren Anteil an die Winterfeldt. Als 1688 Kommiſſare des Kur fuͤrſten hier revidierten, waren von 6 Bauernhoͤfen mit 18 Hufen 3 wuͤſt, die v. Winter feldt bewirtſchaftete. Im Jahre 1700 heißt es:Zuͤſedohm beſitzet Adam Dietlof v. Winterfelt. In der Folgezeit wurden die wuͤſten Bauernhoͤfe neu beſetzt, ſo daß 1805 wieder 6 Ganzbauern vorhanden waren. Das Gut wurde 1802 von den Winter­feldt verkauft und iſt ſeit 1858 in dem Beſitz der Arnim zu Neuenſund. Die waͤhrend des 30 jährigen Krieges in Verfall geratene Kirche, damals Tochter von Poltzow, hatte Rittmeiſter v. Winterfeldtetwas wieder im Stande gebracht. 1805 bereits war ſie Tochter von Schmarſow ebenſo wie noch heute.

Die Kirche iſt ein rechteckiger Feldſteinbau des 13. Jahrhunderts, der aber aus dieſer Zeit nur die Umfaſſungsmauern bis faſt zur Traufhoͤhe, den Oſtgiebel mit drei ſchmalen Blenden, das Weſtportal mit abgeſtuftem und durch Rundſtaͤbe und Kehlen profiliertem Gewaͤnde ſowie derbem Kämpfer, und einige der alten Fenſterkanten bewahrt hat. Auch ſind an der Suͤdſeite die Mauerflaͤchen zwiſchen den Fenſterboͤgen durch verſchieden geformte kleine Blenden belebt, wie fie an dieſer Stelle nicht häufig begegnen. Der gefaſte Sockel fehlt an der Oſtſeite. Auch das urſpruͤngliche Geſims iſt zum groͤßten Teil verloren gegangen und in roher Weiſe durch Backſteine erſetzt; nur an den Ecken zeigen kurze Stuͤcke die Schraͤge feines Profils. Der Dachſtuhl gehört der Zeit um 1700 an.

Der Weſtteil des jetzigen Kirchenraumes war urſpruͤnglich als Turm abgeteilt, wie noch aus den Mauerſpuren zu erſehen iſt. Der jetzige quadratiſche Turmaufbau aus Fachwerk endigt in geſchweifter Haube mit barocker achteckiger Laterne. An der Suͤdſeite hat einſt ein nachträglich errichteter Vorbau geſtanden; die Tuͤr, die von der

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Kirche aus in ihn führte, wurde erſt bei der Inſtandſetzung i. J. 1896 vermauert.