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Gespräch im Nebel : Leibniz besucht Spinoza / von Leo Hirsch
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SPINOZA JUDE?

Die jüdische Religion hat das Gesetz Gottes immer in Identität gedacht mit dem Sittengesetz, mit dem Gesetz der menschlichen, dem göttlichen Ideal nacheifernden Heiligkeit. Sie hat die Thora niemals für das Gesetzeines anderen, eines an­deren Menschen gehalten, und sie hat auch die bestehende Zweideutigkeit mit entschiedener Klar­heit stets abgelehnt, daß das höchste Gesetz das der menschlichen Natur, der Idee der Menschheit sei. Gott und Mensch bleiben im Prinzip der Religion geschieden. Das kann man bekämpfen, wenn man Pantheist ist, aber man darf nicht das Gesetz Gottes, welches Moses gegeben, das Gesetz eines anderen nennen. Dieses Wort reißt den Schleier von Spinozas Angesicht und wirft ein grelles Licht auf. sein Gemüt. Er hat es so oft beim Segen an der Thora ausgesprochen:Gelobt sei Gott, der uns die Lehre der Wahrheit ge­geben und das Leben der Ewigkeit in uns ge­pflanzt hat. Wahrheit und Treue, die tiefsten Ausdrücke für die Gesinnung und die Ewigkeit, der Inbegriff alles Unzeitlichen, sie waren nur das Gepräge eines Menschengebotes. Und aller