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Gespräch im Nebel : Leibniz besucht Spinoza / von Leo Hirsch
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den Sinn des Wortes gut in der dummen gemei­nen, allgemeinen Bettlerweise behalten konnte? Oder war Leibniz, der Politiker, Staatsmann, der Streber und große Rechner, der Moralist, Moralist genug, um den Nutzen und das Schlechte gleichzu­setzen? Seltsam, Unsinn, wie konnte man sich so gehen lassen.

Er blätterte weiter, und immer wenn er stutzte, hielt er nun nicht mehr ein, sondern zwang sich, ein paar Blätter zu überschlagen und erst dann weiterzulesen. Und er hörte, wie das Schleifrad nebenan surrte, er las und las und war gefangen, der Klang der Sätze, der reine Metallklang der Definitionen und Beweise ging in seine Sinne ein wie eine unendliche Melodie, die fremd und an­heimelnd, einwiegend und aufpeitschend zugleich war, die urneu und seit undenklichen Zeiten be­kannt sein mochte, denn es war dem ergriffenen und immer mehr ergriffenen Leser so, daß er ganz von sich absah und wie ohne eigene Person

und ohne jede Last der eigenen Schwere in einen immer tiefer blauenden Wald hineinschritte, des­sen Stämme aus Klarheit und Reinheit waren und zu unabsehbarer Höhe emporstiegen...

Gott ist frei von allen leidenden Zuständen und wird durch keinen Affekt der Fröhlichkeit

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