15
den Fenſtern auf. Portale find einz oder mehrfach geſtuft und ohne weitere kuͤnſtleriſche Behandlung. Solche 438 blieb anſcheinend dem Verputz vorbehalten, der überall, wo er noch beobachtet werden kann, grobkoͤrnig, hart
und dauerhaft iſt; er hatte eingeritzte und gemalte Fugenlinien und war wohl meiſt ſteinſichtig(z. B. Birkholz).
In Alt Landsberg zeigt eine reichere Fenſterumrahmung am Chor noch ornamentalen Putzſchmuck der 189, 190 Fruͤhzeit.
Die Kirchen liegen entweder inmitten des in der Regel angerfoͤrmigen Dorfplatzes oder auf einer bevor⸗ 380 zugten Stelle ſeitlich davon(Höͤnow, Krummenſee, Loͤhme). So beherrſchten fie, durch Lage, Bauſtoff und Groͤße ausgezeichnet, die meiſt wohl aus Holz errichteten Dorfhaͤuſer einſt in noch auffallenderer Weiſe als heute. Über ihren kirchlichen Zweck hinaus find fie ſtolze Sinnbilder der Dorfgemeinſchaften und als Bollwerke des deutſchen Aufbauwillens zugleich die erſten Vorpoſten der Baukultur des Reiches.
Die von dieſen Bauten erhaltenen Ausſtattungsſtuͤcke beſchraͤnken ſich auf Glocken mit großzügigen Buch⸗ 321 ſtabengruppen und feierlich⸗ſtrengen bildlichen Darſtellungen(Bernau , Fredersdorf , Lindenberg, Neuenhagen ). 367 An Kleinkunſt find wie durch ein Wunder ein Bronzeleuchter in Hönow mit verſchlungenem Bandwerk⸗ 614 ſchmuck und der altertuͤmliche fruͤheſte Kelch von Kleinſchoͤnebeck uͤbriggeblieben. Letzterer ſowie mehrere 403 Glocken und eine Reihe von pokalföͤrmigen Steintaufen(Bernau , Herzfelde , Krummenſee, Werder , Zinndorf) 401 führen ſchon bis in das 14/15. Ih. hinein.
Die bis hierher an den Bauten gemachten Beobachtungen beſtaͤtigen ſich aus der Geſchichte inſofern, als
um 1230 der Barnim von einem Herrn Barnim , vielleicht dem Pommernherzog Barnim J., in friedlichem Vertrag an die Brandenburger Markgrafen abgetreten wurde und nun eine intenſive koloniſatoriſche Oſtpolitik einſetzen konnte; hiermit wurde moͤglicherweiſe ein ſchon laͤnger beſtehender Zuſtand rechtlich feſtgelegt und ausgebaut, ja es iſt anzunehmen, daß damals bereits eine Reihe von feſten lägen in planmaͤßiger Anlage das Gebiet und die erſten wichtigen Straßen für die Askanier ſichern half. Im Kreis: gebiet mögen hierzu gehören: Alt Landsberg, Blumberg , Boͤtzow und Bernau ; Gruͤndungs daten, die man
auf Grund ſpaͤterer Überlieferung fuͤr die Nachbarſtaͤdte Strausberg und Eberswalde (1254 beſitzt, duͤrften auch fuͤr die Orte des hier behandelten Gebietes etwa heranzuziehen ſein.— Die deutſche Beſiedlung erfolgte weitgehend durch die Tatkraft der Markgrafen unter Beteiligung der ritterlichen Vaſallen, des Biſchofs und
der Kloͤſter. 1237 werden dem Biſchof Gernand von Brandenburg bei Beendigung des Zehentſtreites 100 Hu
fen unbebauten Landes im Barnim uͤberlaſſen, wohl die Gegend des ſpaͤteren Staͤdtchens Blumberg , das 1375 in biſchoͤflichem Beſitz erſcheint. Das Kloſter Lehnin erwarb 1242 im Norden des Kreisgebietes einen umfangreichen Beſitz mit Kloſterfelde , Arendſee (bei Bernau ), Wandlitz , Stolzenhagen, Woltersdorf , Schöner: linde; die Mönche von Zinna erwarben etwa um die gleiche Zeit den größten Teil des ſuͤdoͤſtlichen Kreiszipfels
mit Kagel als Mittelpunkt und Niederlaſſung, von wo Zinndorf, Rehfelde , Ruͤdersdorf , Herzfelde , Hennicken
dorf planmaͤßig beſiedelt und ſicher auch mit Kirchen verſehen wurden. Ruͤdersdorf gewann durch
die Ausbeutung ſeiner noch heute ergiebigen Kalkſteinbruͤche eine hohe wirtſchaftliche Bedeutung, die
ſich auch kunſtgeſchichtlich durch das fruͤhe Vorkommen von Taufſteinen aus dieſem Material belegen läßt.
Die Orts formen von Alt Landsberg , Bernau und Blumberg find rundlich mit rechtwinkligem Straßennetz.
Die erſte Befeſtigung iſt als Bewallung zu denken, zu der erſt ſpaͤter bei den beiden erſtgenannten Orten Mau
ern hinzutraten.— Wie das einſtige Boͤtzow ausgeſehen hat, wiſſen wir nicht, doch iſt zu vermuten, daß es
wie Liebenwalde und aͤhnlich den meiſten Dörfern des Kreiſes einen Anger beſaß. Neben dieſer Angerform kommt auch ein Runddorf vor(Wandlitz ; vgl. Mielke, Brandenburgia, 35. Ig. S. 13).
In der letzten Zeit der Askanier — von der Askaniſchen Landesteilung 1258 bis zum Tode Woldemars im Jahre 1319— hat der Barnim politiſch eine beſondere Rolle geſpielt, weil er durch die fortſchreitende Beſiedlung des Landes jenſeits der Oder in den Mittelpunkt des landesherrlichen Gebietes geruͤckt war. Noch bis etwa 1320 ſcheint auch die erſte baukuͤnſtleriſche Blütezeit in dieſer Gegend gedauert zu haben; zumindeſt erlauben einige Glocken die ſtiliſtiſche Feſtlegung auf das erſte Fuͤnftel des 14. Ih.(Schwanebeck, Boͤrnicke). Aus den dann folgenden Jahrzehnten fehlen in auffallender Weiſe alle datierbaren Kunſtwerke. Dieſe Lücke faͤllt zuſammen mit der Zeit der politiſchen Wirren nach dem Tode des letzten Askaniers(1320); damals