Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 4 (1939) Die Kunstdenkmäler des Kreises Niederbarnim / bearb. von Heinrich Jerchel ...
Entstehung
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Verwendung fanden. Um dem Land zu wirtſ. chaftlicher Bluͤte zu verhelfen und es von der Einfuhr unabhaͤngig

zu machen, ſiedelte vor allem Friedrich der Große aus vielen Laͤndern herangezogene Facharbeiter an, für

die derartige geſchloſſene Ortſchaften hingeſtellt wurden. Zu ihnen gehören die franzoͤſiſch⸗ſchweizeriſche Uhr⸗| 450, 559 macherſiedlung Friedrichsthal , die ehemalige Glashütte von Zerpenſ chleuſe, die ehemaligen Maulbeerplantagen| von Schluft und Friedenthal ſowie die Spinnerdörfer Sachſenhauſen , Schoͤnwalde und Marienwerder . Nach⸗; dem die ſchon im 16. Ih. begonnenen Kanalbauten im 3o⸗jaͤhrigen Kriege verfallen waren, wurden die Waſſer­ſtraßen unter landesherrlicher Fuͤrſorge 1744/46 weiter ausgebaut und an ihnen entſtanden geſchloſſene Schiffer:

657 ſiedlungen, wie die zu Zerpenſchleuſe eingemeindeten Ortsteile Berg und Kienitz, ebenfalls in der erwaͤhnten eingeſchoſſigen Bauweiſe. Neben dieſer fallen mancherorts ſolche Haͤuſer auf, die ihren Giebel und Eingang

zur Straße wenden und oft ſtattlicher find. Für dieſes, maͤrkiſche Dielenhaus gibt es noch gute Beiſpiele in

384 Groß Schönebeck . Meiſt haben ſie aber das Schickſal aller Wohnhaͤuſer geteilt und ſind infolge innerer Um­

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. bauten und aͤußerer Erneuerungen nicht mehr als Baudenkmaͤler anzuſprechen. Allen gemeinſam iſt die in 8 der Mitte gelegene maſſiv gemauerte Küche, deren großer Schlot gleichzeitig als Raͤucherkammer diente. . 3Zwiſchen Küche und Haustüren liegen kleine Flure, auf die auch die Tuͤren zu den Stuben muͤnden, deren Ofen m

und Kochniſchen an den Mittelſchlot angeſchloſſen find. Aufwaͤndigere Wohnbauten, wie Amts⸗, Pfarr⸗ und Gaſthaͤuſer ſind ganz unterkellert, zu ihren Haustüren führen oft Freitreppen, und fie haben mehrere Schorn­ſteine, wodurch die Küche nach einer Seite hin verlagert werden kann und ſo ein durchgehender Flur moͤglich wird. Dieſe Bauten ſind ab und zu ſchon zweigeſchoſſig, was für die Stadthaͤuſer die Regel iſt. Sie ſchließen ſich dann freilich zu geſchloſſenen Reihen zuſammen, die hoͤchſtens durch Brandgaͤßchen unterbrochen werden. 427, 428 In Alt Landsberg , Liebenwalde und ſogar in Bernau hat ein großer Teil der Haͤuſer außer der Eingangstuͤr eine meiſt ſeitlich verlagerte breite Durchfahrt; tritt der Beſucher durch dieſe ein, fo ſieht er vor ſich einen von Staͤllen und Scheunen umbauten Hof, auf ihm die Ackerwagen, den Miſthaufen und allerlei Ge­

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Kennzeichen der Ackerbuͤrgerſtaͤdtchen; man findet ſie im Kreiſe noch deutlich ausgepraͤgt bei Liebenwalde und Alt Landsberg.

13= 16 An Hausrat haben ſich bedauerlicherweiſe immer nur Einzelſtücke erhalten; außer Ofenkacheln in den Heimat­467, 493 muſeen ſcheinen von dem einſtigen Reichtum an praͤchtigen Kachelöfen nur noch die in Neuholland und Schoͤn­ eiche zu zeugen, auch dieſe ſind bereits umgeſetzt. Große alte Schraͤnke, Truhen und Stuͤhle finden ſich nur noch vereinzelt; neben der Nichtachtung des alten Erbgutes im letzten halben Jahrhundert iſt der Kunſthandel der benachbarten Großſtadt mitſchuldig an den Verluſten, und leider gluͤckt es ihm immer noch, ſolche ſchoͤnen Belegſtuͤcke früheren Handwerksfleißes den Eigentümern abzuſchwatzen. Um dieſe Möglichkeit nicht noch zu erleichtern, iſt im vorliegenden Bande die Aufzaͤhlung beweglicher Ausſtattungsſtuͤcke in privater Hand ge­

woͤhnlich unterlaſſen worden. Schon ſeit dem 17. Ih. wird es immer auffallender, wie ein Teil des Kulturlebens im Kreiſe unter den Ein fluß von Berlin gerät, was neben der örtlichen Nähe naturgemäß auch dadurch begründet iſt, daß es ſich um die Regierungshauptſtadt handelt. So ſind damals die preußiſchen Landbaumeiſter an der Geſtal­tung der Ortsbilder beteiligt; Berliner Zinngießer, Silberſchmiede und Glockengießer beliefern die laͤndlichen Gemeinden. Der Berliner Bildhauer Gottfried Schadow ſchuf eines ſeiner Hauptwerke fuͤr das Kreisgebiet, 583 das marmorne Grabmal des Königlichen Bankiers Schutze(1798) in der Schoͤneicher Kirche, mit dem an

flüͤgel. Hierbei offenbart ſich erſt der wahre Charakter des Staͤdtchens: Ackerbuͤrger ſind ſeine Hauptbewohner J und morgens wie abends treten im Straßenbild die Kuhherden auf. Daneben muten die modern⸗aufdring⸗| lichen Schaufenſter in den oft modiſch zurechtgeſtutzten Haͤuſerfronten beſonders komiſch an. Es iſt ſehr zu bedauern, daß auf ſolche Art der einſtige geſchloſſene Eindruck der Straſſen mit gleicher Firſt⸗ und Traufenhöhe 4 und ihren nur durch das unverpußte Fachwerk wechſelnd geſtalteten Schauſeiten in den meiſten Faͤllen ver­zꝛz nichtet iſt. Bis auf ein einziges Fachwerkhaus mit geſchnitztem Schwellenbalken von 1583 in Bernau werden| in keiner der Städte unferes Kreiſes ältere Wohnhaͤuſer als folche des 17. bis 18. Ih. mehr ſtehen, da zahl⸗. reiche Stadtbraͤnde die früher nur aus Holz erbauten Straßenzuͤge immer wieder heimgeſucht haben. Um dem| Feuer weniger Nahrung zu geben, wurden die Scheunen gemäß den verſchiedenen, ſeit Ende des 17. Ih. er⸗| laſſenen Feuerordnungen an die Ausfallſtraßen vor die Tore verlegt; dieſe Scheunenviertel ſind ein weiteres.

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