Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 3, H. 6 (1931) Stadt Schwedt, Stadt Vierraden, Amtsbezirke Herrschaft Schwedt und Criewen / bearb. von Paul Eichholz und Otto Korn
Entstehung
Seite
209
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Folge, ja es kam zur Verhaftung und Einkerkerung des Schwedter Bürgermeiſters, der ſich gegen die ausſaugeriſchen Methoden des Grafen wendete. Zum Glück endete die Pfandſchaft ſchon 1670. Die Kurfürſtin Dorothea, die zweite Gemahlin des Großen Kurfürſten, löſte die Herrſchaft für 26 500 Taler aus ihrem eigenen Vermögen vom Grafen Varrensbach wieder ein. Sie beſtimmte dieſelbe für ihren älteſten Sohn, den Markgrafen Philipp Wilhelm , und deſſen männliche Nachkommen. Der 28. Juni 1670 iſt der Geburtstag der brandenburgiſchen Nebenlinie der Markgrafen von Sch wedtmw.

Schon Kurfürſtin Dorothea ließ ſich das Wohl der Stadt ſehr angelegen ſein. Unter den

Ihre erſte Tat war die Aufhebung der läſtigen perſönlichen Dienſtbarkeit der Bürger, die am 16. Januar 1671 in eine Geldabgabe umgewandelt wurde. Nur dieAmts fuhren und die Hilfe der Einwohner an den Deichen bei Hochwaſſer blieben beſtehen. Nach den verheerenden Feuersbrünſten von 1681 und 1684 wurde die Stadt nach neuem Plan mit geraden, baumbeſtandenen Straßen völlig neu angelegt, ſo daß ſich das mittelalterliche Bild vollkommen verwiſchte. Seinen Aufſtieg zu höchſter Blüte aber erlebte Schwedt unter ihren Nachfolgern. 1689 folgte ihr Philipp Wilhelm als erſter der Markgrafen. Staatsrechtliche Sonderſtellung beſaßen dieſe natürlich nicht; ſie waren große Gutsbeſitzer mit gewiſſen Sonderrechten, beſaßen eine eigene prinzliche Domänen: und Juſtizkammer und ſchufen ſich einen anſehnlichen Hofſtaat und ein eigenes Beamtentum mit einemHofprediger. Schwedt verdankt ihnen den Ruf alsPerle der Uckermark . Von 1670 ab wurde das alte Amtshaus zu einem prächtigen Schloß umgebaut, dem dann Markgraf Friedrich Wilhelm ſeine heutige Ge ſtalt gab. 1680 82 wurde anſtelle der Fähre über die Oder die erſte Pfahlbrücke errichtet. Die Einwohnerſchaft vermehrte ſich durch Anſiedlung von pfälziſchen und franzöſiſchen Koloniſten, die den auch jetzt noch für Schwedt wichtigen Tabakbau einführten. Damals entſtanden die Vorſtädte mit ihren zahlreichen Tabakſpeichern, die noch heute der Stadt ihr charakteriſtiſches Gepräge verleihen. Philipp Wilhelm iſt der Schöpfer der Schloßfreiheit, des Schloßgartens, des Rathauſes(1699/1706) und des Parkes von Monplaiſir.

Sein Sohn Friedrich Wilhelm(1711 bis 1771),der tolle Markgraf, widmete ſich vor allem der Landwirtſchaft, der Urbarmachung wüſter Strecken, der Wieſenkultur und dem Forſtweſen. Die ſchönen Kaſtanienalleen um Schwedt herum ſind ſein Werk. Sein Hauptaugenmerk richtete er auf die Vergrößerung der Herrſchaft, für die er zahl reiche Güter, des öfteren zum Mißfallen feines königlichen Neffen, Friedrichs des Großen, Siebmachers Wappenbuch I, 11(Nürnberg 1901), S. 40 ff. Er war mit Marie Sidonie Gräfin Schlick verheiratet, einer Verwandten des brandenburgiſchen Oberkämmerers Hieronymus Schlick, der 1602 eine Eventualbelehnung mit Vierraden erhalten hatte. Es iſt möglich, daß die Gräfin aus dieſer Be­lehnung Rechte auf Schwedt geltend machte, da ſie die betreffenden Verträge mit vollzog. GSt. Rep. 21 Nr. 143. Über dendicken Böhmen Schlick vgl. S. Paſſow, Ein märkiſcher Ritterſitz(Hohen finow⸗Tornow), Eberswalde 1907, S. 41 ff.

) Die Urk. bei Thomae S. 175 ff.