ankaufte. Schon Dorothea hatte die Herrſchaft durch Ankauf zahlreicher Dörfer und den 1680 erfolgten Erwerb der ehemaligen Johanniter-Ordens⸗-Herrſchaft Wilden: bruch in Pommern vergrößert. An die 300 000 Taler wendete nun Friedrich Wilhelm an den Ausbau der Herrſchaft. Er ſchuf ſich einen ſtattlichen Allodialbeſitz, der nur in der Verwaltung und Bewirtſchaftung mit der Herrſchaft vereinigt war h.
Der Markgraf war vom König Friedrich Wilhelm J. erzogen worden und hatte ſich viel von der urwüchſigen und herriſchen, ja brutalen Art ſeines Vetters angewöhnt. Sein Auftreten, das von ſeinen Beamten allmählich nachgeahmt wurde, führte vielfach zu Konflikten mit der Bevölkerung, und mehr als einmal mußte Friedrich der Große ihm ſeine Übergriffe, Mißbrauch der Jurisdiktion und anderes verweiſen und die Unter— tanen vor feinen Eigenmächtigkeiten ſchützen. Seine Ehe mit Sophie Dorothea , der Schweſter Friedrichs des Großen, geſtaltete ſich recht unglücklich. Die Markgräfin wählte endlich Monplaiſir als dauernden Wohnort.— Im Siebenjährigen Kriege hatte die Stadt verhältnismäßig wenig zu leiden, nur einmal gelang es den Ruſſen, den Markgrafen und ſeinen Schwiegerſohn, den Generalleutnant Prinz Eugen von Württemberg , aufzuheben und fortzuführen. Gegen Löſegeld kamen ſie jedoch frei. Unter Friedrich Wilhelm wurde Schwedt auch Garniſon des 1689 geſtifteten, ſpäter Ansbach -Bayreuth genannten Dragoner -Regiments, das bis zum Weltkrieg, wenn auch mit Unterbrechungen, dort garniſoniert war(„Schwedter Dragoner“)?).
Markgraf Friedrich Wilhelm ſtarb ohne männliche Erben. Sein Bruder Fried— rich Heinrich folgte ihm im Beſitz der Herrſchaft(1771 bis 1788). Er war kein Freund des Soldatenſtandes, erzählt doch die Fama von ihm, daß er 1741 in der Schlacht bei Mollwitz, vom Kanonenfieber geſchüttelt, gelobt habe, eine Kirche zu bauen, wenn er heil davonkäme. Tatſächlich baute er 1777 auf der Schloßfreiheit eine runde Kirche für die franzöſiſch-⸗reformierten Bewohner, deren Inſchrift„Ex voto dicatum“ viel: leicht Anlaß zu der Legende gegeben hat?. Sein glänzender Hof zog Gelehrte und Künſtler in Menge nach Schwedt , Feſte auf Feſte folgten, ſo daß Schwedt damals als das„luſtige
1) 1774 gehörten folgende Orte zur Herrſchaft Schwedt-Vierraden-Wildenbruch: 1. links der Oder: Schwedt , Vierraden , Bieſenbrow , Schönermark, Heinersdorf, Berkholz, Blumenhagen, Gatow, Kunow(Kr. Randow), Hohenfelde ; 2. rechts der Oder im Kreiſe Greifenhagen : Bruſenfelde, Fiddichow, Nipperwieſe, Kehrberg, Roderbeck, Uchtdorf , Gebersdorf , Rohrsdorf, Neuengrape, Lindow, Liebenow, Schönfeld, Selchow, Jägersfelde, Jädersdorf, Rörchen , Marienthal, Neuendorf, Thäns— dorf, Wildenbruch , Gornow, Linde, Steinwehr, Streſow; im Kreiſe Königsberg (Neumark ): Nahauſen, Reichenfelde, Hohenkränig, Niederkränig, Grabow , Niederſaathen, Peetzig und Rufen(Kr. Soldin ).
?) über die Geſchichte des Regiments unterrichten: F. P. v. Pro b ſt, Geſch. des 2. Drag. Rgts. 1 1829; vervollſtändigt von F. v. Colmar, ? Schwedt 1841. 80. M. Th. v. Kraatz-Koſchlau, Geſch. des 1. brand. Drag. Regts. Nr. 2. Berlin 1878. 80. E. Soehlke, Das Drag. ⸗Regt. Ans bach , Erſtes brand. Drag. Regt. Nr. 2(1689— 1896). Berlin 1896. 40.
3) Dieſe Kirche, welche nach der Vereinigung der franzöſiſch-reformierten mit der deutſch⸗reformierten(Schloßkirchen Gemeinde unbenutzt geſtanden hatte und in Verfall geraten war, wurde 1925 innen und außen prächtig wiederhergeſtellt und von der Hofkammer der Stadt Schwedt geſchenkt. Sie dient jetzt als Ehrenhalle für die im Weltkriege gefallenen Schwedter.— In der Gruft ruhen Markgraf Friedrich Wilhelm, ſeine Gemahlin und ſeine beiden Söhne, ſowie Markgraf Friedrich Heinrich .