Städtlein an der Oder“ weit und breit von ſich reden machte. Das Wäldchen„Heinrichs: luſt“ wurde von ihm auf einer alten Redoute aus der Schwedenzeit angelegt, das Rat— haus in ſeiner heutigen Geſtalt umgebaut(1774) und 1777 ein Theater an der Weftſeite des Schloßgartens errichtet, das die Inſchrift trug:„Dem Vergnügen und der Sitte“. Weniger erfreulich war die Ehe des Markgrafen mit Leopoldine , Tochter Leopolds von Anhalt⸗Deſſau . Die Ehegatten trennten ſich ſchließlich, die Markgräfin wurde nach Kolberg verbannt und lebte dort bis zu ihrem Ende(1782). Der Tod Friedrich Heinrichs ohne männliche Erben machte der beinahe hundertjährigen Glanzzeit für immer ein Ende Die Herrſchaft fiel als erledigt an die Krone zurück. Die Hoffnung der Schwedter, daß das ſchöne Schloß noch einmal Reſidenz eines Hohenzollernprinzen werde, ward zuſchanden. Prinz Louis, der zweite Sohn König Friedrich Wilhelms II., wurde 1796 Chef der Schwedter Dragoner und nahm mit zahlreichem Hofſtaat im Schloſſe. ſtarb aber noch im ſelben Jahre.
Unter den Markgrafen hatte die Stadt bedeutend gewonnen. An der Verfaſſung hatte ſich nichts geändert; der Magiſtrat hatte die Jurisdiktion in Polizeiſachen und der freiwilligen Gerichtsbarkeit; die Kriminalgerichtsbarkeit hatte die markgräfliche Juſtiz— kammer, die unter dem Kammergericht in Berlin ſtand. Die Magiſtratsperſonen(ein Bürgermeiſter, ein Kämmerer, zwei Senatoren, ein Stadtſchreiber) ſetzte der Markgraf, ſpäter der König ein. Es beſtanden drei Kirchen(lutheriſche Stadt⸗, deutſch⸗ und franzöſiſchreformierte Kirche) mit fünf Predigern. Der Oberpaſtor an St. Katharinen hatte die Aufſicht über die Kirchen in Schwedt und Vierraden . Dem Bild ungsbedürfnis genügten fünf Schulen, eine Stadtſchule und zwei private, außerdem zwei reformierte. Die Gef ichen waren Rektoren und Konrektoren, daneben beftanden ſieben Lehrer: ſtellen. Die Stadt wird als gut gebaut gerühmt und hatte ſchon 1786 184 Häuſer, die mit Ziegeln gedeckt waren, gegenüber 25 mit Schindeldächern. Die Schloßfreiheit war ganz maſſiv angebaut, ſonſt befanden ſich noch zahlreiche Fachwerkhäuſer vornehmlich in der alten Stadt. Als eine der erſten der Provinz führte die Stadt Straßenbeleuchtung ein. Den Haupterwerb der Bewohner bildete der Tabakbau. 1800 waren 374 Morgen damit beſtellt, fie brachten 2619 Zentner. Drei Tabakfabriken beſchäftigten 316 Per— ſonen. Ein Bild des Verkehrs bieten die Summen, welche die Zölle einbrachten: 1805 kamen aus dem Land- und Waſſerzoll 9000 Tlr., aus Damm: und Brückenzoll 1546 Tlr. auf. Anſehnlich war auch der Holzhandel und die Holzverarbeitung. Unter den Ein— wohnern finden wir bemerkenswerterweiſe 35 Brett- und Bohlenſchneider, 43 Fuhrleute, 25 Fiſcher, 75 Tabakplanteurs, 11 Tabakſpinner. 1730 wohnten in 193 Häuſern 1722 Einwohner; 1800 in 310 Häuſern 4196 Menſchen(Militär und Zivil), darunter 198 Franzoſen und eine Judengemeinde von 58 Köpfen.
Die Kriegsereigniſſe in der napoleoniſchen Zeit vermochten den Gang der Entwicklung in dem nun ſtill gewordenen Landſtädtchen nicht zu erſchüttern. Gelegentliche Fürſtenbeſuche(1833 Zuſammenkunft Friedrich Wilhelms III. mit dem Zaren Nikolaus) brachten etwas Leben in den Ort. 1820 kehrte die zeitweilig verlegte Gar—
Die neueſte Zeit.