Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 3, H. 6 (1931) Stadt Schwedt, Stadt Vierraden, Amtsbezirke Herrschaft Schwedt und Criewen / bearb. von Paul Eichholz und Otto Korn
Entstehung
Seite
284
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284 Gramzow (Klofter).

hier in der Mittelachſe der Kirche ein Sechseckbau vorgelegt, der in der Grundrißzeichnung durch die Maͤchtigkeit feiner Eckpfeiler als die Grundlage eines Turmes aufgefaßt werden koͤnnte. Doch war er nicht als ſolcher hochgefuͤhrt, jedenfalls nicht in der Form des Sechs­ecks, da er vielmehr oberhalb des Gewoͤlbes durch einen hochragenden Weſtgiebel in zwei Teile geteilt wurde, ſo zwar, daß ſeine weſtliche Haͤlfte als dreiſeitiger polygonaler Ausbau von der Höhe des Kirchenſchiffes dem Giebel vorgelegt erſcheint und ſein halbes Zeltdach ſich gegen dieſen lehnt. Die oͤſliche Hälfte des Sechseckbaues oͤffnet ſich in drei hohen Spitz­bogen gegen die drei Schiffe des Langhauſes, und zwar die oͤſtliche Arkade gegen das Mittel­ſchiff, die beiden anderen, ein wenig ſchmaleren gegen die um M Joch verlängerten Seiten­ſchiffe. In ſehr merkwürdiger, ſtreng genommen unorganiſcher Weiſe iſt dieſer Oſthaͤlfte des ſechseckigen Unterbaues ein kleiner rechteckiger Oberteil aufgeſetzt, der uͤber den Ge­woͤlben der Kirche belegen, mit dieſer in keiner direkten Verbindung ſtand. Sein Mauer­werk iſt in die vier Eckpfeiler aufgeloͤſt, da er ſich weſtwaͤrts in einer niedrigen, aber ſehr breiten Spitzbogenoͤffnung gegen den Dachraum der weſtlichen Sechsedhälfte, an den drei anderen Seiten aber durch ſchmale hohe Spitzbogenarkaden nach dem Dachraum des Kir­chenſchiffes oͤffnete. Das Gewoͤlbe dieſes rechteckigen Aufbaues iſt wie das im unteren Sechseckteile zerſtoͤrt, ja von hier ab fehlt überhaupt der weitere Aufbau, wenn ein ſolcher vorhanden geweſen ſein ſollte. Dieſer Zweifel hat den weiteren zur Folge, ob die Glocken etwa in dieſem vorhandenen maſſiven Rechteckaufbau, der unterhalb des Kirchendaches lag, aufgehängt waren oder ob er nur die Subſtruktion für einen kleinen dachreiterartigen Turm bildete. Das Letztere iſt das Wahrſcheinlichere, da eine Aufhaͤngung der Glocken innerhalb des Dachraumes das noch vorhandene maſſive Geſchoß nicht benoͤtigt haͤtte und die bedeutende Verſtaͤrkung an den Ecken des Sechseckbaues die Abſicht eines Turmaufbaues über Dach vorausſetzt. Man muß demnach annehmen, daß dieſer entweder nie zur Aus­fuͤhrung gekommen oder fruͤhzeitig zugrunde gegangen iſt, ſo daß ſchon zu Beckmanns Zeiten die Erinnerung daran entſchwunden war.

Die Kirche hatte hohe Fenſter, doch nur auf der Nordſeite, weil auf der Suͤdſeite die Kreuzgaͤnge ſolche nicht zuließen(vgl. den Bericht von 1710). Von ihrem Maßwerk ſind nur ganz vereinzelte duͤrftige Anſaͤtze erhalten. In bezug auf die Eingaͤnge wiſſen wir aus dem genannten Bericht nur von einem reicher ausgeſtatteten Portal, das vermutlich dem damals noch in Gebrauch befindlichen Oſtteil der Kirche angehoͤrte und wohl an der Suͤdſeite lag. Eine reichere Gliederung zeigte auch der mit Zierpfeilern und Blenden ausgeſtattete hohe Weſtgiebel. Der ſuͤdliche Kreuzarm war, nach der Petzoldſchen Anſicht zu ſchließen, höher hinaufgefüuͤhrt als der nördliche.

Die Kirche war ringsum von Strebepfeilern in maßvollen Abmeſſungen beſetzt, nur der weſtliche Sechseckbau hatte erheblich ſtaͤrkere von ſechseckiger Grundform, trotz ſeiner an ſich ſchon ſtaͤrkeren Mauern.

Die wenigen noch erhaltenen Detailformen zeigen im allgemeinen Profilierung und Linienführung der ſpaͤteren Gotik, etwa vom Anfang des 14. Jahrhunderts.

Die Kirche war nach dem Bericht von 1710 ganz ausgemalt, u. a. waren die Pfeiler verſchiedenfarbig behandelt, die Waͤnde mit den Bildniſſen der Apoſtel geſchmuͤckt, außerdem