Teil eines Werkes 
Abth. 1 (1862) Handschriften / von F. Lebrecht
Entstehung
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sondern Menschenwerk sei, nicht anzunehmen erlaubt. Mischna ist ja erstens der Text des Talmud, man konnte also gut diesen durch den Namen der erstern bezeichnen; zweitens sollte auch das secunda editio" nichts anderes hier sagen als D byw m die hier im Gesetze selbst dem w entgegengesetzt wird. Vielleicht auch hat man nur die Mischna in den Schulen regel­mässig bei den Juden des römischen Reiches gelehrt. Jedenfalls haben wir hier die Mischna geschrieben vor uns um 550.1)

Das Verbot Justinians scheint einflussreicher gewesen zu sein, als das von Jehuda bar Nachmani und von R. Jocha­nan, denn dasselbe und die zugleich im persischen Reiche um jene Zeit herrschende Verfolgung sind Schuld, dass man bis nach 700 kaum Etwas vom Talmudstudium weiss. Es herrscht bekanntlich in den ersten Jahrhunderten nach dem Schlusse des Talmud eine so grosse Dunkelheit der jüdischen Literatur, dass selbst der fleissige, um 980 blühende, Scherira nicht viel darüber zu sagen weiss, 2) und schwerlich dürfte sich aus dieser Zeit eine Angabe von einer benutzten Handschrift finden. Das Talmud­studium lag überhaupt, wie schon erwähnt, im römisch- byzanti­nischen Reiche sowohl, wie im persischen, arg darnieder, gebro­chen dureh die Kriege der Römer und Perser, durch verfolgende Gesetze und durch innere Spaltungen. Kaum war das aus so verschiedenen Bruchstücken gesammelte Werk geordnet und un­ter Dach und Fach einer Redaktion gebracht, wurde es in Byzanz verboten und in Persien wurden die Schulen selbst zerstört; kaum brachten im folgenden Jahrhundert die Araber Toleranz, da tra­ten die Karäer, die erbitterten Feinde des Talmud, auf. Man weiss bloss, dass im 7. Jahrhundert noch Zusätze durch Geonim gemacht wurden, und dass man gerade um diese Zeit des auf­blühenden Karaismus das Bedürfniss fühlte, den Talmud in eine abgekürzte Form zu giessen, um die Erhaltung des Hauptinhalts zu erleichtern. Es entstanden die Halachoth Gedoloth in zwei Recensionen, 3) und die in Abschnitten, mit dem Worte

1) Vielleicht war auch der erst seit 50 Jahren im entlegenen Babylon abge­schlossene Talmud noch nicht im römischen Reiche heimisch, wohl aber musste doch der Jerusalemische verbreitet sein.

ובאילין שנין כלהו גאוני דהוו: Er sagt selbst in

seiner bescheidenen Weise( 2

. במתא מחסיא לא נהירנא לנא שפיר על הסדר...

aus Kahira ), sie werden auch öfter) קיירא von Simeon הלכות גדולות( 1500

vor הלכות קצובות

genannt, und im Werke selbst kommen auch

Palästina vor. Diese Sammlung soll die spätere sein und sie wird sehr oft im