Teil eines Werkes 
Abth. 1 (1862) Handschriften / von F. Lebrecht
Entstehung
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Alfasi's grosses Werk um so eher als das kostbarste Muster­Exemplar des Talmud gelten lassen, und glücklicherweise lag es 150 Jahre später noch im Autograph, wie wir oben gesehen ha­ben, vor Nachmanides . Mittelbar trug Alfasi noch weiter zur Sammlung von variae lectiones, zur Texteskritik bei: Se­rachja nämlich, der ihm in seinen Meoroth Schritt vor Schritt angreifend folgt, und Nachmanides, der ihm ebenso vertheidi­gend folgt, haben Jeder für seine Behauptung eine grosse Zahl alter Lesarten nachgewiesen, die für uns ohne dies Werk verlo­ren wären. Alfasi's Halachoth geben grosse Ausbeute für die Texteskritik, sie sind erst zum Theil von dem oft genannten fleissi­gen Jesaja Berlin benutzt, aber sie wären ein sehr dankbarer Boden für neue vergleichende Forschung, vollends da das Werk selbst nicht bloss im Drucke älter( 1509), als die Gesammtaus­gabe des Talmud ist, sondern auch noch in zahlreichen Hand­schriften( unter andern in Berlin , Paris , bei de Rossi no. 134) erhalten ist. Dass Jesaja Berlin den Halachoth keine volle Berücksichtigung gewidmet hat, zeigt der oben§. 17 angeführte Rechtsfall, wo die Lesart Alfasi's im Tr. Schebuoth wohl der recipirten an die Seite hätte gesetzt werden müssen. Hat man aber aus Alfasi noch wenig im Texte berichtigt, so hat man doch hier und da aus seinen eigenen Worten Manches genom­men, um es dem Talmud unterzuschieben. Dahin gehören z. B. gewisse mit N anfangende Abschlussworte.

Wir haben uns bei diesem Manne und seinem Werke länger verweilt, als es der Oekonomie unsrer Abhandlung entspricht, weil wir glauben, dass von seinem Einflusse ein grosses Stück Geschichte des Talmud beherrscht wird.

§. 21.

Gerschom Meor Ha- Golah.

Die Talmudschule in Mitteleuropa und besonders im nörd­lichen Frankreich bildete sich ganz unabhängig von der spani­ schen aus, und sie hatte noch mehr Berührungspunkte mit dem fernen Morgenlande, als mit dem angrenzenden Spanien . Die grössten spanischen Gelehrten wissen nichts von den grössten französischen und umgekehrt, und nicht bloss von Zeitgenossen, son­dern auch von ältern Celebritäten; Alfasi weiss nichts von seinem grossen Mitarbeiter Raschi und nichts von dessen Lehrern, und