Teil eines Werkes 
Abth. 1 (1862) Handschriften / von F. Lebrecht
Entstehung
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Ein angebliches Talmud - Exemplar ist seit 1294 von Paris her bekannt. Dort musste ein Jude den Scheiterhaufen besteigen, weil er eine Hostie vernichtet, die ihn unter miraculösen Ver­wandlungen verrathen hätte. Auf dem Scheiterhaufen stehend, bat er um den Talmud(?), der ihn vom Feuer retten würde; man brachte das Buch es verbrannte mit ihm. So Basnage ( Hist. des Juifs T. V. L. 7, pag. 1818), der aus libellus" bei Du­bois, Hist. Eccl. Paris , den Talmud macht. Schudt Jüd. Merk­würdigkeiten IV. 11, S. 234 spricht ironisch von diesem uner­schütterlichen Glauben an die Heiligkeit des Talmud, und schaden­froh lässt er dessen Asche mit der des Gläubigen zusammen­fallen, aber er setzt hinzu, von Joh. Arnd's Paradies- Gärtlein wisse man, dass es etliche Mal unbeschädigt im Feuer erhalten worden!

§. 29.

Schicksal der Handschriften im 14. Jahrhundert.

Die Verluste an Handschriften durch die Verbrennung der­selben im 13. Jahrhundert sind durch die Anhänglichkeit der Juden an den Talmud und ihre Opferfähigkeit für denselben wohl bald ersetzt worden, wenn auch viele alte Originale von grossen Lehrern unwiederbringlich verloren blieben. Aber neue Unglücksfälle brachen über jüdisches Leben und jüdische Bücher herein. Man hat zwar nicht den Juden ihre heiligen Bücher in Masse genommen, um diese amtlich auf öffentlichem Platze wagenvoll zu verbrennen; aber man hat die Juden selbst ver­brannt, und wo man sie nicht verbrannt, da hat man sie ge­schlachtet, oder aus dem Lande gejagt, nachdem sie ihrer Habe beraubt worden, oder man hat sie zur Abschwörung des väterlichen Glaubens gezwungen. In den meisten Fällen waren die Bücher die Mitopfer, da der mordbrennerische und raubende Haufe das ihm unnütze, kostbarste Buch nur nach seinem äussern Stoff­werth schätzte. Mancher Jude auch mag bei seiner Flucht

,( אותיות פורחות באויר) das heilige Buch selbst erst verbrannt haben

damit es nicht durch die Hände der Verfolger verunreinigt werde; die neuen Judenchristen aber haben, schon um keinen Verdacht gegen die Aufrichtigkeit ihres Christenthums zu pro­vociren, sicherlich die Bücher der Väter nicht mit Eifer aufge­sucht oder vertheidigt.

Unter so trostlosen Verhältnissen konnte die Thätigkeit der