Teil eines Werkes 
Abth. 1 (1862) Handschriften / von F. Lebrecht
Entstehung
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auf Befehl des Pabstes durch die materielle Flamme des igno­ranten Fanatismus verschlungen wurde( s. oben§. 27); Ehrfurcht gebieten dagegen die Namen der vielen und grossen jüdischen Gelehrten, darunter mehre Tosafisten, welche in Paris oder in dessen Nähe gehlüht haben. Auch haben wir ja gesehen(§. 44), dass das herrlichste, noch erhaltene Manuscript des ganzen Talmudwerkes von Paris datirt ist. Da nun Frankreich und das angrenzende Land so lange die Heimath der jüdischen Wissen­schaft war, so mussten sich schon desshalb hier mehr als anderwo viele Handschriften dieses Faches erhalten; aber die Munificenz vieler Könige, die vielfachen Verbindungen mit dem Orient, Plünderung fremder, namentlich italienischer Bibliotheken und die zahlreichen Vermächtnisse von gelehrten Sammlern erhoben die Pariser Haupt- Bibliothek zur reichsten Schatzkammer für he­bräische und neuhebräische Literatur, und erst in der neuesten Zeit musste sie den Vorrang dem British Museum und der Bodlejana überlassen. 1) Bei solcher Entstehung, solchem Reich­thum und solchem Alter ist es kein Wunder, wenn Talmud­Handschriften in der grossen Sammlung sich finden, es ist viel­mehr ein Wunder, dass nur so wenige da sind. Kein Wunder aber ist es, dass die wenigen Ueberbleibsel so dürftig im Catalog be­schrieben sind, da dürftige Beschreibung demselben durchgehends eigenthümlich ist. 2)

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Dieser, Paris 1739 ff. in Folio erschienene, Catalog enthält im ersten Band folgende Codices vom Talmud oder diesem nahe­stehenden Werken:

1) no. 145-46: Die Mischna mit dem Commentar von Mai­ monides . Der Text ist vokalisirt, wahrscheinlich von einer spätern Hand. Die Handschrift ist schwerlich früher als 1200 entstanden, da Maimonides ' Commentar schon dabei ist, welcher erst ungefähr 25 Jahre vorher im fernen Egypten vollendet

1) Merkwürdig sind die Worte Asulai's im now( Ed. Wilna S. 24,

ביבליאוטיקה הגדולה ויקרה, ib, d. v. ihm gesehene u. benutzte( אליעזר ממיץ.Art

w". Nach ihm hat sie damals, um 1754, 55000 Hand­schriften, darunter 2000 hebräische, enthalten.

2) Kann die grosse Staatsbibliothek in Paris nicht stolz auf ihren gedruckten Catalog sein, so kann dies die Mazarinische daselbst noch weniger auf ihren ge­schriebenen. Dr. Krüger erzählte mir, er habe darin lange vergebens das Ver­zeichniss der talmudischen Schriften gesucht, endlich fand er diese im Theol. Catal. und wo? unter-, Haeretici"! Es ruhen hier nebeneinander Rabbi Gama­liel und Calvin, Rabbi Akiba und Luther !