Teil eines Werkes 
Abth. 1 (1862) Handschriften / von F. Lebrecht
Entstehung
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betrachtet, und es kann daher der wissenschaftliche Forscher diese Lehrer und ihre Lehren nur von solchem Gesichtspunkte aus richtig beurtheilen; allein das bedingt nicht, dass der For­scher selbst die befangene Behauptung der Männer theilt, deren Aussprüche er zum Gegenstande seiner Auslegung macht. Schon weht der Geist solcher freimüthigen Ansicht durch das weite Feld der jüdischen Gelehrsamkeit, schon haben Hunderte mit Glück und Glanz einzelnen Fächern, Stellen und Ansichten des altehrwürdigen Werkes ihren Fleiss gewidmet, und selbst in den altgläubigen Kreisen gilt es nicht mehr für Ketzerfrevel, an den Inhalt des Talmud den Maasstab der Logik und der Alterthums­kunde zu legen, und seine Form den Gesetzen der Sprache zu unterwerfen. Indessen ist, so vieles Einzelne auch schon ge­schehen ist, doch der Text stereotyp seit den ersten Ausgaben geblieben, und was seit 1520 geändert worden ist, das sind nur die Verstümmelungen der Censur des Marco Marino in der Baseler Ausgabe. 1) Es ist also hohe Zeit, den Text zu revi­diren, und bei den Hülfsmitteln mit den Handschriften anzufangen.

1) Doch kann mit Freude berichtet werden, dass der eben jetzt in Berlin unter der Presse befindliche Talmud für den Text ein Fortschritt ist. Der nach den besten Ausgaben und älteren Anmerkungen von N. Goldberg verlegte Talmud wird hier wirklich auf Stereotypen gedruckt, so dass gefundene Druck­fehler sogleich beseitigt werden können, und ausserdem wird der Preis so unver­gleichlich billig gesetzt, dass bei der erleichterten Anschaffung und der weiten Verbreitung sich bald sachkundige Leser finden werden, welche die noch vor­handenen Druckfehler zur Berichtigung anzeigen. Der Preis bei dem mit so verschiedener Schrift wechselndem Druck ist ungefähr 4 Pfennige für den Bogen! Gewiss unerhört in der Geschichte der Bücherpreise.

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