Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
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Hamsun und Werner Bergengruen oder Heinrich Böll. Das gleiche gilt für die anderen Gestalten dieser Erzählung, die sich in alter Weise unmittelbar an den Leser wendet, Gestalten wie Trinas sanfter Bruder Hinneri, den sie ins Junggesellentum und auf den zweiten Platz in der Regierung des Geschwisterhofes verweist, ihr humorvoller Widersacher Hans Vollert, ihr hilf­loserPrinzgemahl Siewert, das Sibbel-Lischen und andere Gestalten eines dörflichen Weltspiegels, an denen auch nicht die Spur vonBlut- und Boden-Geruch haftet. Und was den Standpunkt des Dichters in der Zeit betrifft, so sind kennzeich­nend dafür das Motto für den Roman, ein Wort von Novalis: Je mehr der Mensch seinen Sinn fürs Leben künstlerisch ausbil­det, desto mehr interessiert ihn auch die Disharmonie wegen der Auflösung, und einige Sätze aus dem Einleitungskapitel: Obwohl wir auch nicht erst seit gestern auf der Welt sind und mancherlei erlebt und mitangesehen haben, wollen wir nicht schwankend werden im Glauben an die vorwaltende Süße des: Lebens. Süße und Salz sind im richtigen Mischungsverhältnis gleich notwendig. Beide bauen auf. Wir wissen aber, daß von vielen Seiten her in geheimnisvollen Kanälen auch zerstörerische Bitterkeit dem Brunnen des Lebens zusickert. Es ist unsere Auf­gabe, solche Bitternis abzufangen und unschädlich zu machen __ im Leben und in den Bildern dieses Lebens. Diese Einsicht in eine Aufgabe des Dichters, auf der das ge­samte Werk von Friedrich Ernst Peters beruht, mag dieses Werk = merklich abheben, vielleicht auch abseits rücken von manchen Erscheinungen der gegenwärtig im Vordergrund stehenden Lite­ratur, die zum Teil im Bewußtsein einer tragischen Sendung und mit hoher Kunst vor allem die Abgründe weist und aus­malt, an deren Rand die Menschheit wandelt; mag es sich selbst auch die Frage des jungen Orgelspielers in derKlosterkirche in Niederalteich stellen:Trägst du noch, mein ungeprüfter Glaube? es steht als unübersehbares Beispiel eines Glaubens, der wie der Pascals Kampf und Mühsal ist und dem doch Gnade _ geschieht, als Beispiel einer hohen Möglichkeit inneren Beheima­

_ tetseins in dieser Zeit.

Christian Jenssen

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