der ungemeinen Verdichtung der Atmosphäre spannend drükkender Sommertage in einem Ort der Ostseeküste liegt der eigentümliche Reiz dieser Novelle.
Ein anderes Meisterstück niederdeutscher Erzählkunst ist Peters’ Roman„Die dröge Trina“(1946). Das Epitheton„niederdeutsch“ ist hier in einem ganz ungewöhnlichen Sinne zu verstehen. Der Dichter sagt in einem„Nachwort für geneigte Leser und Leserinnen, die nicht das Glück haben, in Baasdorf geboren und aufgewachsen zu sein“:„Die Geschichte von der drögen Trina hätte eigentlich plattdeutsch erzählt werden müssen. Eigens für euch hat sich der Erzähler die Mühe gemacht, sie bei währendem Schreiben ins Hochdeutsche zu übertragen.“ Wenn Peters in seinem Essay„Formelhaftigkeit, ein Wesenszug des Plattdeutschen“ vor dem Aufenthalt im„Grenzgürtel der Sprachbezirke“ warnt, so widerspricht das nur scheinbar einer solchen„Übertragung“, in der durch das Hochdeutsche der niederdeutsche Sprachklang hindurchtönt, ja die direkte Rede plattdeutsch bleibt, sich als unübertragbar erweist. In Wirklichkeit gelingt es dem Erzähler,„das Reich der Formel, des Sprachzaubers, den seelenhaften Urgrund der Sprache“, den er im Plattdeutschen erkennt, zu vereinigen mit der„Unendlichkeit des Geistes“, die das Hochdeutsche öffnet. Plattdeutsch ist Peters’ Muttersprache, in der gedruckte und bedeutende ungedruckte Dichtungen von ihm vorliegen. Aber in dem Roman„Die dröge Trina“ weitet sich das Niederdeutsche ins Hochdeutsche hinein durch eine Intensität des Dichterischen, das in seiner Art Elemente enthält, vereinigt und vergegenwärtigt, die sich teils bei Jeremias Gotthelf, teils bei Wilhelm Raabe und teils auch bei Theodor Storm finden. Wer aber daraus und aus dem Umstand, daß auch in diesem Roman die Jahrzehnte vor und nach 1900 den Hintergrund bilden, den Schluß zöge, die Welt und der Stil des Dichters seien mehr dem ı9. Jahrhundert als dem unseren zugewendet, bliebe an der Oberfläche. Einer Gestalt wie der drögen Trina, die, wie der Bauer sagt,„zeitlebens trocken steht“, weil sie rechnet und rafft und sich sowohl dem Weinen als auch dem Lachen verschließt, statt sich hinzugeben und damit zu erfüllen, können wir bei Cervantes und Shakespeare in entsprechenden Abwandlungen ebensowohl begegnen wie bei Knut
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