Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
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JOHANNISTAG

Die Junisonne brennt auf das Land, daß die Gedanken

schwer und müde am Rand

des Traumes hinschwanken.

Über den Wegen, heute wie immer, zittert und schwingt

ein gläsernes, glühes Geflimmer. Und die Stille singt.

Ich sehe den Knick in meinem Jugendland, wo die wilden Rosen ranken,

wo im leisen Winde am Grabenrand

hohe Baldriane schwanken.

Tagpfauenaugen umkreisen sie dicht. Schwer aber und träge

wie Augenblinzeln in gleißendem Licht sind ihre Flügelschläge.

Meiner Seele Schwingen tun träge vor Traum und Rast

ihre letzten, müden Schläge

im flirrenden Glast.

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