HEIMKEHRENDES SCHIFF VOR CUXHAVEN
Ein Schrei zerriß den Schlaf in wirre Fetzen.
Hat nicht ein Tier in Todesangst gebrüllt?
Der Todesnähe lähmendes Entsetzen
hat stumm und stickig ganz den Raum gefüllt. Die Fenster auf, damit im salzigen Winde
vom Meere her der Brust Beklemmung schwinde!
Schwarz naht ein Schiff, langsam, unendlich müde, todwundes Wild, das still zum Lager schleicht,
da endlich doch der irrgeführte Rüde
von seinen blutgetränkten Spuren weicht.
Wenn es nun einsam im Gebüsch verendet,
ist doch die Schmach des Todes abgewendet.
Nur einmal vor dem nahenden Erkalten
stößt die gestaute Angst der Kreatur
den Stolz hinweg, der sie so stumm gehalten, und einmal muß sie schreien, einmal nur!—
Weg, trübes Bild— und laß mich wieder schlafen! Es war ein Ruf; das Schiff will in den Hafen.
Am Morgen fuhr es aus in Festeslaune.
Die Wimpel flatterten, Musik erscholl.
Es blitzten Horn, Trompete und Posaune,
und alles war so froh erwartungsvoll.
Dein Aufbruch, Mensch! O Nacht! O tiefes Bangen! Gott lasse uns in Frieden heimgelangen!
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