BEGEGNUNG IM TRAUM
Trübe Nacht der schleichenden Lemuren! Rundherum im nebelfeuchten Land glühn mit fahlem Grün auf allen Fluren ihres Wandels schwefelige Spuren,
und es schwelt der graue Sand.
Das Verruchte will als Leib erstehen und sinkt hin im wirbeligen Rauch. Aber plötzlich bringt ein reines Wehen, von Jasminduft voll und Glockengehen, echten Auferstehungshauch.
Zwei vertraute, schwebende Gestalten trägt der Nachtwind ohne Laut herbei.
Ja, sie sind’s, die beiden treuen Alten! Herz, nun gilt es! Du mußt an dich halten! Und du Mund, wehr deinem Schrei!
Falsch gelassen greif ich in die Tasche, suche, was die Müden speist und tränkt. Ob ich schaudernd weiß: sie sind aus Asche, wach ich, daß sie nicht die erste, rasche Regung meiner Trauer kränkt.
Diese Stunde hat sie hergetragen
aus dem Drüben, aus dem Totenland. Jedes Rätsel fügt sich ihrem Sagen, und das ungestüme Heer der Fragen bebt mir schon am Lippenrand.
Ihre Augen warnen und beschwören: „Dieser Stunde Preis ist der Verzicht. Nichts zerstören, laß dich nicht betören! Laß uns nichts von unsern Enkeln hören! Frage du nach Ewigem nicht!“
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