DER KREIS
Aus Fernen ist ein Ruf an mich ergangen.
Er liegt mir noch im Ohr; es war kein Wahn. Nun bin ich unterwegs, und mein Verlangen treibt mich dem Rufer zu auf dunkler Bahn.
Und meine Hand faßt keine, die in Gnaden mich hinreißt über Zaudern, Scham und Schuld. Wer gibt die Unbeirrtheit der Geraden,
wer gibt mir ihres Stürmens Ungeduld?
Ich dränge an durch Nacht und Sonnenbrände. Doch baut der Rufer boshaft alle Zeit
dem Weg der Liebe unsichtbare Wände,
und immer bleibt er mir gleich nah und weit.
So hält er mich auch dann, wenn die Empörung in den gesetzlos leeren Raum mich treibt.
Dann will ich Freiheit, Abkehr, will Zerstörung, und weiß, daß er so nah wie fern mir bleibt.
Und da ich nun Gehorsam fromm besinne, nun der Empörer in mir Willkür denkt, werd ich des selig großen Wunders inne, das meine Bahn in ihren Anfang lenkt.
Und habe ich auch nur mich selbst gefunden, seh ich die Güte doch, die stets mich band, und weiß, daß meine Bahn in bösen Stunden noch in der Gnade des Gesetzes stand.
Willfahre nie, o Rufer, meiner Bitte;
tu frechem Zudrang nicht das Wesen kund! Unnahbar bleib im Heiligtum der Mitte und wirke Segen ins geschlossne Rund!
