DER STEIN
Lag ich ruhig nicht in meiner Schwere?
Blinde, ungelenke Wünsche tasten
hierhin, dorthin nun, und stets ins Leere.
Ach, was soll’s? Ich kann nur schwer sein, lasten.
Wenn aus dieser Unruh meinem Willen
doch die schmetternden Befehle kämen! Immer aber sagt sie mit der stillen,
dunklen Stimme nur: Du sollst dich schämen!
Alles wird der Schwere ihresgleichen. Scham noch wird als Mehr ihr zugeschoben. Ist dies neue Ungenügen Zeichen,
daß des Meisters Hand mich aufgehoben?
Schäm ich mich so sehr der eignen Bürde, weil ich stumpf die Hoheit seiner Hände, ihrer Regsamkeit und Schöpferwürde durch Beharrung widerwirkend, schände?
Aber da die Hände mich umspüren
und Verworfenem nicht wiedergeben,
kann der Meister mich zum Schlußstein küren und mich selig in die Gnade heben.
Wenn die Wände, die sich hilfreich neigen, meine Last verteilen und verstreben,
darf der Schlußstein feierlich im Schweigen himmelstürmender Gewölbe schweben.
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