Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
119
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GÖTTER, UND DOCH WAR ICH TREU

DER AUFTRAG

Hast du des Auftrags Tiefe ausgelotet,

so nimm das Saatgut aus derselben Hand, die dir das Leinen um die Hüften knotet. Du bist in Pflicht genommen. Such dein Land!

Schön steht die Morgensonne dir im Rücken. Gleich deinem Schatten geht dir riesengroß Hoffnung voran, die Erde zu beglücken, mit Saat zu segnen ihren offnen Schoß.

Wo ist das Land? Die Sonne steigt auf Stufen der Stunden steil aus ihrem Morgental.

Wo ist das Land? Du möchtest widerrufen,

der Auftrag deines Herrn wird Fluch und Qual.

Du bist der Unverhoffte. Hier, die Wildnis liegt unbereitet, ohne Sehnsucht, stumpf. Schwindender Hoffnung wird ein böses Bildnis in deines Schattens kläglichem Geschrumpf.

Wer hat des Auftrags Marter ausgeklügelt, zu säen, wo kein Pflug die Scholle brach? Vor dir kein Hoffen, das den Fuß beflügelt,

und zaudernd selbst schleicht dir dein Schatten nach.

Nun taumelst du auf ungebahnten Wegen, die alle hart und ohn Erbarmen sind,

dem Untergang der Sonne schon entgegen von rotem Lichte und von Tränen blind.