Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
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DER REGENBOGEN

Drohend liegt das Unheil auf der Lauer.

Immer stehn wir vor der Wetterwand.

Unsre Felder fürchten Hagelschauer, das Gebälk des Hauses ahnt den Brand.

Bin ich mit dem Leben tief zerfallen,

daß ich also ohne Unterlaß

auf die Wolken weise, die sich ballen? Spricht aus mir der Hader und der Haß?

Nein! Mich stellte Gott vor das Geschiebe düstrer Wolken, daß auf ihrem Grund hochgewölbt das Leuchten meiner Liebe siebenfarbig zeuge für den Bund,

wie er selbst vor Zeiten nach dem Schauer des Vergehns, der um die Erde lief,

als Verheißung einer schönen Dauer seinen Bogen in die Wolken rief.

Weißes Licht kann nur auf Wolkengrunde lebensvoll in sieben Farben sprühn.

Mag denn mein Gedicht als frohe Kunde an des Lebens Wettermauern blühn!

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