auf das Bewußtsein der - vorwiegend adligen - Leser der Zeitschrift Rücksicht, als Fontane lieb sein konnte. Pietsch monierte, daß der Dichter Botho « zuweilen seinen Standesgewohnheiten etwas mehr entsagen » lasse, « als wir es wenigstens bei einem heutigen preußischen Garde-Cavallerie-Offizier von altem Adel ... für möglich und wahrscheinlich halten möchten ». Die »schlesischen Beziehungen » übrigens waren u. a. die zu Georg Friedlaender, dem Fontane, ebenfalls am io. Februar 1888, ein Exemplar des Werkes mit einem Begleitbrief übersandte. Wie stark Fontanes Unsicherheit über Erfolg oder Nicht-Erfolg des Buches zu dieser Zeit noch war, wird durch diesen Brief sehr deutlich belegt: «Schon wieder im Feld! Und diesmal mit den viel angefochtenen ,Irrungen, Wirrungen’. Daß sie (die Irrungen) sich siegreich durcharbeiten, ist mir bei der entsetzlichen Mediokrität deutscher Kritik und deutschen Durchschnittsgeschmacks nicht wahrscheinlich. Ist auch nicht nötig. Man muß es nehmen, wie’s fällt. Und vielleicht hat man ja auch unrecht. Aber ich glaub es nicht.» Eine Woche später ist Fontanes pessimistische Prognose völliger Resignation gewichen; am 17. Februar schreibt er an den Sohn Theodor: «Das gefeierte und verurteilte Buch ist nun da und präsentiert sich Dir im beifolgenden. ... Vor acht Tagen war ich noch in Furcht, daß man über das Buch herfallen werde, um es zu verschlingen, aber nicht im guten Sinne; heute schon bin ich in Furcht, daß nicht Huhn noch Hahn danach kräht. Es ist ein sonderbares Metier, die Schriftstellerei, und Du kannst mir danken, daß ich Dir zugerufen habe: bleibe davon! Nur die, die durchaus weiter nichts können und deutlich fühlen, daß sie wohl oder übel nun mal an diese Stelle gehören und nur an diese, nur die dürfen es wagen. Einfach, weil sie müssen und weil ein andres Leben sie erst recht nicht befriedigen würde. Wer aber fühlt, daß er auch Beine abschneiden oder Bahnhofswölbungen berechnen oder einen neuen Stern oder ein neues Alkaloid entdecken kann, der bleibe von den Künsten fern. Unter Tausenden ist nur immer ein Julius Wolff, den sich nicht die Muse, wohl aber das Glück auswählt, um Ruhm und Gold auf ihn zu häufen.»
Eine vorbehaltlose Anerkennung ließ jedoch nicht mehr lange auf sich warten. Paul Schlenther veröffentlichte am 1. April 1888 in der Vossischen Zeitung eine mutige Rezension, die den Dichter mit tiefer Genugtuung erfüllte, welche in den Worten des Dankesbriefes an Schlenther vom gleichen Tage nachklingt: «Welche Osterfreude! Vater, Mutter, Tochter, alles gerührt - wenn man will, ein etwas lächerliches Bild, aber wie so vieles Lächerliche gut und erfreulich. Fünfzig Jahre lang habe ich mich nur bei Nullgraderfolgen, ohne Lob und ohne Tadel hingequält und mich mit dem Gedanken, ohne rechte Sonne hingehn zu müssen, vertraut gemacht: da sieht der nur noch auf Stunden Gestellte den Ball am Horizont und ruft mit dem bekannten Seligen: .Verweile doch’ usw. Eine Liebestat, eine Osterfreude.» Die Rezension Schlcnthers, die nicht ohne die Zustimmung Friedrich Stephanys zustande kam, war dann auch Anlaß, dem Chefredakteur, ebenfalls am 1. April, einen