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Sonderheft 2, Zur Entstehungs und Wirkungsgeschichte Fontanescher Romane
Seite
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Der Suiten, die zeitlebens ich vollführt,

Gedenke meiner tiefgefühlten Reue Und ach, der makellosen Liebesflamme,

Die heut mich gen die Liepewinkler führt.

Ein Liepewinkler Herold naht.

Herold: Mein Fürst, der König aller Lieperwinkler Schickt mich - vor deinem zweifellosen Fall Dich hiemit allen Ernstes zu befragen,

An welche Zuckersiederei die Knochen Von dir und deinem Heer er schenken soll.

Coserow: Heiß ihn mich erst bezwingen und alsdann Verhandeln mein Gebein. Oh, guter Gott!

Warum sie doch so armer Leute spotten!

Der Mann, der einst verkauft das Fell des Löwen,

Als er noch lebte, kam beim Jagen um.

Laßt stolz mich reden; sag dem Liepewinkler,

Wir sind nur Krieger für die Werkeltage,

All unsre Zier und Goldpracht ist beschmutzt,

Im Heer ist auch kein Stückchen einer Feder - Beweis genug, daß wir ihm nicht entfliegen,

Doch unsre Knochen, wenn sie je ihm werden Und überhaupt je seinen Zucker bleichen,

Soll er so sauer sich verdienen heut,

Daß, braut er je sich aus besagtem Zucker Ein Säftchen - die Erinnrung noch an heute Den Saft wie Essig schmecken lassen soll.

Sag das dem Lieperwinkler!

Ein andrer Teil des Schlachtfeldes.

Falstaff: Ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd!

Kent: Wozu? Wollt Ihr aufs neu in die Schlacht?

Falstaff: Nein, nur um schneller ausreißen zu können.

Kent: Racker, willst du denn ewig leben?

Zurück! Sieg oder Tod - so wills die Ehre.

Falstaff: Pah - was ist Ehre? Kann sie ein Bein ansetzen? nein; oder einen Arm? nein; oder den Schmerz einer Wunde stillen? nein; Ehre ist also kein Chirurgus, nicht mal zweiter Klasse. Was ist Ehre? ein Wort; un­fühlbar für den Toten, und lebt sie mit dem Lebenden? nein, die Ver­leumdung duldets nicht.

Kent: Höre, Falstaff, du bist ein niederträchtiger, frecher, fader, bettelhafter, abgelumpter, sechzehnlötiger, schmutziger, flegelhafter Schuft, die Quint­essenz von Bettler, Kanaille, Fratze, einer, den ich klopfen will, daß er