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Sonderheft 2, Zur Entstehungs und Wirkungsgeschichte Fontanescher Romane
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Zetermordio schreien soll, wenn du eine Silbe von diesen Ehrentiteln leug­nen willst. Feigherziger Lump - die Natur verleugnet dich, dich hat ein Schneider gemacht.

Falstaff: Ein Schneider? soviel ich weiß -

Kent: Ja, ja ein Schneider; ein Steinhauer oder ein Maler hätte dich nicht so schlecht machen können, und hätt er sich nur zwei Stunden Zeit genom­men.

Falstaff: Seid Ihr fertig?

Kent: Nein, noch nicht! du verwünschtes Ypsilon; du übcrflüßger Buchstab im Alphabet - man sollte dich in einem Mörser zu Brei stoßen und an die Wände schmieren.

Falstaff: Laßt das alles, Freund, und seht lieber zu, wie Ihr mit dem Prinzen fertig werdet, wien Ungewitter naht er - ich bin vorläufig tot.

Prinz von Coserow tritt auf.

Coserow: Ich kenn dich, alter Schwede - du bist Kent;

Wie I.eipzger Lerchen spießt ich eure Krieger,

Und Kerle drunter wie ein Hund vorn Groschen,

Nach beßrem Futter trägt mein Schwert Verlangen,

Wohlan, zieh deinen Krötenspieß von Leder.

Kent: Grünspecht, dein letztes Stündlein ist gekommen;

Doch will ich dich nach deiner Wahl tranchieren,

Liebst du das Köpfen oder Bauchaufschlitzen?

Coserow: Großmaul, nimm das.

Kent fällt.

Kent: Ich hab genug; er führtne gute Klinge.

Coserow: Der Lümmel wäre zahm!

Nun schaff mir, Glück, den König noch vors Messer,

Und Land und Tochter nenn zugleich ich mein.

Cosrow ab.

König Tier. Auf der Flucht: Der Adel meines Landes ist gefallen,

Die Heringspacker geben sämtlich Pech,

Hier ruht die Blum der Ritterschaft im Blute,

Hier ruht mein Kent, und Falstaff neben ihm - Ihr Sarkophag - vielleicht ein Geiermagen,

Flieh - Tier - flieh schnell - dein Königreich ist futsch,

Und ach - dein Kind steigt in die Hochzeitskutsch.

Falstaff: Innen Geiermagen - ne, alter Sohn - so weit sind wir noch nicht - innen Geiermagen? ne, da erlaub ich dir eher, mich einzupökeln und morgen mich zum Frühstück zu essen. Es bleibt dabei - Vorsicht ist der wahre Mut, Vorsicht und Ausreißen.

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