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Sonderheft 5, Theodor Fontane: Unveröffentlichte und unbekannte Gedichte Toaste und Verse 1838 bis 1896
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geb. 1. 10. 1821; Jenny, geb. 18. 4. 1824: Max, geb. 20. 12. 1826 (diese Geschwister wurden in Neuruppin geboren) und Elise, geb. 23. 4. 1838 in Mühlberg an der Elbe. Theodor war bis zur Geburt seiner neunzehn Jahre jüngeren Schwester Elise als Erstgeborener das Lieblingskind der Mutter. Auch nach dem Eintreffen des Nachkömmlings Elise blieb das Verhältnis der Mutter zum Sohn ein aus gesprochen herzliches. Das geht aus einem unveröffentlichten Brief vom 25. Dez. 1855 hervor, der sich im Fontane-Archiv befindet (s. Heft 29).

7Tout comme chez nous. Es handelt sich um ein undatiertes' satirisches Gedicht, das nach hinterlassenen Notizen Friedrich Fontanes wahrscheinlich aus dem Jahre 1844 stammt. Die Identifizierung des Autors mit dem Sperling erinnert uns an Fontanes Aufsatz überCaput in denWanderungen. Th. F. war hier bei dem Gastwirt Boßdorf eingekehrt:Unter einem Lindenbaum in Front des Hauses wurde der Kaffee genommen; die Spatzen musizierten über mir; endlich, als sie ihren Mann durchschaut, hüpften sie vom Gezweige nieder auf den Tisch und nahmen, nach dem Maß meiner Guttat, an meinem Frühstück teil. Ich könnt es ohne Opfer tun; es waren Semmeln in großem Format. . .

ß »An Emilie. Mit einer Rose. Schauss war eine bekannte Berliner Kondito­rei, die lt. Adreßbuch 1897 noch existierte und sich in der Köpenicker Straße 107 ptr. befand.

9Nimm, klein Lieschen, diese Schürze. Geburtstagsgedicht zum neunten Geburtstage von Elise Fontane, der Schwester des Dichters.

-10- Zum Geburtstag der Mutter (21. September 1848 oder 1849). Das mundart­liche Gedicht wurde von Fontanes Schwester Elise vorgetragen. Frau Emilie Fon­tane, geb. Labry, hatte am 21. September (1798) Geburtstag. Sie starb am 13. Dez. 1869-in Neuruppin. Das Gedicht wurde in Letschin, wo die Mutter 1848 bzw. 1849 lebte, vorgetragen. DieFrau mit der Kiepe erinnert an Hoppenmarieken in Vor dem Sturm (s. G. A. Wirth-Letschin:Das Urbild zu Fontanes Hoppen­marieken in:Brandenburg, Zeitschr. f. Heimatkunde, Jg. 4. 1926, S. 374). - Elise Fontane wurde am 23. 4. 1838 in Mühlberg an der Elbe geboren. Sie wuchs in Letschin auf und zog mit der Mutter 1854 nach Neuruppin. Nach eigenen Angaben verließ Elise Neuruppin im November 1874 und heiratete am 26. Januar 1875 den Kaufmann Weber. Elise Weber starb am 14. Juli 1923, fünfundachtzig Jahre alt, in Berlin-Weißensee. Die Urne wurde am 27. Juli 1923 auf dem Alten Friedhof zu Neuruppin in dem Grabe der Mutter Emilie Fontane, geb. Labry, beigesetzt. Siehe den Beitrag von Theodor Fontane jr.Die Schwestern des Dichters Theodor Fontane. - In: Fontane-Blätter, Bd. 3. 1974, S. 161-165.

11 - Argo-Lied. Das belletristische JahrbuchArgo erschien in fünf Jahr­gängen und zwar 1854, 1857-1860. Den ersten Jahrgang 1854 gaben Theodor Fontane und Franz Kugler heraus. DieArgo war eine Schöpfung der literarischen Ver­einigungRütli, eines literarischen Seitentriebes desTunnel über der Spree- . Anfang der fünfziger Jahre von Franz Kugler gegründet, gehörten demRütli außer Kugler die Freunde Bormann, von Blomberg, Friedrich und Karl Eggers [K. E. seit 1866], Fontane. Heyse, Lazarus, von Lepel, Menzel, von Merckel, Storm und Zöllner an. Der NameArgo wurde aus dem klassischen Altertum entlehnt. Die griechischen Argonauten unternahmen auf dem SchiffArgo unter Jason jene abenteuerliche Seefahrt nach Kolchis am Schwarzen Meer, um das Goldene Vlies des Widders, auf dem Phrixos und Hella entflohen waren, zu holen. Die griechische Sage vom Goldenen Vlies hat sich durch die Grabungen im georgischen Ort Wani an der Schwarzmeerküste auf dem Territorium der antiken Kolchis als wahr erwiesen. Der unter anderem von Herodot gepriesene Goldreichtum der Kolchis wird durch zahlreiche Funde belegt. Insgesamt sind bei der Ausgrabung antiker Siedlungen dieses sagenumwobenen Gebiets mehr als 2 500 Goldgegenstände zutage gefördert worden. Es seien einige Literaturhinweise erlaubt: Theodor Fontane:Der Tunnel über der Spree. In:Von Zwanzig bis Dreißig: Joachim Krueger:Der Tunnel über der Spree und sein Einfluß auf Theodor Fontane. In:Fontane-Blätter, Heft 27 der Gesamtreihe (1978). Die wichtigste Quelle für Fontanes GedichtArgo-Lied ist jedoch der Aufsatz von Hermann Fricke:Die .Argonauten* von Berlin. Zur Geschichte eines literarischen Unternehmens*. In:Der Bär von Berlin. Jahrbuch 1964, S. 2749. Andeu­tungen Fontanes in seinem Gedicht werden dem heutigen Leser erst beim Studium des Inhaltsverzeichnisses des ersten Jahrganges derArgo 1854 verständlich. Hier heißt es u. a.:,La Rabbiata* von Paul Heyse (Novelle, die den Zauber süd­licher Landschaft und Liebe einfängt),»Thomas Cranmers Tod 4 von Bernhard von Lepel (Ballade. Cranmer 14891556. Theologe in Cambridge, englischer Reformator, starb den Feuertod),»Gedichte in niederdeutscher Mundart* von Friedrich Eggers (Das Oog.De Tokünftig u. a.), der geborener Mecklenburger