Teil eines Werkes 
1233 = [Neue Nr. 2646] (1932) Feldberg / geolog. und agronom. bearb. durch J. Hesemann ...
Entstehung
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ersten Frühfröste am 18. Oktober. Die Temperaturentwicklung in den verschiedenen Jahreszeiten läßt zum Teil einen kontinentalen Einschlag erkennen. Das Frühjahr ist kalt, trocken und stets durch lebhafte, vorwiegend östliche Winde gekennzeichnet. Dazu kommt meist eine starke Sonnenbestrahlung im Mai; im Durchschnitt wurden 241,9 Sonnenscheinstunden beobachtet. Um die Mitte bis Ende Mai erfolgt im allgemeinen ein scharfer Temperaturanstieg, der aber stellenweise noch durch Spätfröste unterbrochen wird. Letzte Spätfröste sind noch bis zum 7. Juni festgestellt. Ein aus­gleichender Einfluß von der Ostsee her läßt sich nicht erkennen.

Unter Berücksichtigung dieser meteorologischen Erscheinungen stellt sich das vorliegende Gebiet als ein Bezirk dar, der zwar die wesentlichen Grundzüge des nordostdeutschen Getreideklimas auf­weist, im Hinblick auf die oben erwähnten Nachteile aber erheblich hinter dem normalen Klimakreis der umliegenden Gebiete zurück­steht. In dieser Beziehung ist folgendes hervorzuheben:

a) Ackerbau- und Grünlandwirtschaft werden sehr eingeengt; die Erträge fallen allgemein nach Süden zu ab, auch dort, wo in geologischer Hinsicht gleichartige Bodenverhältnisse vorliegen.

b) In der im Frühjahr regelmäßig auftretenden"Trockenperiode mit stark aushagernden Winden gerät vor allem die Sommerung häufig in eine Wachstumsstockung. Es ist daher von größter Wichtigkeit, die Saaten möglichst schnell zu einer ausreichenden Bestockung und Beschattung zu bringen und bei der Sortenwahl außerst vorsichtig vorzugehen.

c) Die schweren Lehmböden neigen unter dem Einfluß der Witterung sehr zum Verkrusten; als F olge der hierbei auftreten­ den Atemnot für die Pflanzenwelt stellen sich bei beschränkter Wärme- und Luftzufuhr Schwächezustände der einzelnen Kultur­arten ein, die die Verbreitung zahlreicher Krankheitserscheinungen begünstigen. Die nassen Sommermonate verstärken diese Gefahr durch Erzeugung von Rost und Fußkrankheit. Auch die Grünland­wirtschaft leidet unter der Ungunst der Witterungserscheinungen. Die Koppeln und Weiden lassen trotz bester Pflege bei der un­sicheren Niederschlagsverteilung die nötige Wachstumsfreude ver­missen. Um ein Stück Großvieh während der sehr beschränkten Weideperiode zu ernähren, müssen in der Regel 1,5 bis 2 Morgen Land bereitgestellt werden. In der ungünstigen Regenverteilung ist es mit begründet, daß zu den vorwiegend auf unzureichend ent­wässerten Niederungsmooren gelegenen Wiesen der zweite Schnitt, wenn er überhaupt gewonnen wird, in der Regel nur mit Schwierigkeiten eingebracht werden kann. Ähnlich ist es mit dem sehr verbreiteten Kleegrasbau des Ackerlandes.