92, Die Quartärformation
Das Diluvium
Unter Diluvium versteht man den Zeitabschnitt unserer Erdgeschichte, welcher der Tertiärzeit folgte, währenddessen das norddeutsche Flachland durch das vom Norden Europas allmählich vordringende Inlandeis wiederholt bedeckt wurde. Gleichzeitig mit einer allgemeinen Erniedrigung der Luftwärme trat eine bedeutende Zunahme der Niederschläge ein. Die Gletscher-der skandinavischen Hochgebirge"drangen in das Vorland, zu einer gewaltigen Eisdecke verschmelzend, die unaufhaltsam nach Süden vordrang und immer mächtiger wurde. Diese gewaltige Vergletscherung durchquerte das. heutige Ostseegebiet, überzog ganz Norddeutschland und machte erst am Rande unserer Mittelgebirge, in die sie z. T. noch eindrang, Halt.
Das nordische Material, das aus ‚anstehenden. Gesteinen Skandinaviens,«des Ostseegebiets und des nördlichen Deutschland stammt, wurde während verschiedener Eiszeiten in unserm Gebiet teils als Grundmoräne, teils als Auswaschungsprodukt letzterer in Form von Sanden und Kiesen abgelagert.
Das Diluvium“unseres Gebietes läßt sich in zwei große Gruppen gliedern, nämlich in ältere Ablagerungen der ersten und zweiten. Eiszeit und in solche der dritten. Eiszeit.
Das ältere Diluvium der ersten Eiszeit ist nur als Geschiebemergel erhalten.
Der Geschiebemergel tritt in seiner natürlichen Lagerung nirgends an. die Oberfläche. Im Sommer 1921 wurde Bei einer Brunnengrabung im Dorfe Döllingen an der vom Rittergute nach Osten führenden Straße in einer Tiefe von 101% m ein 41 m mächtiger schwarzer Geschiebemergel aufgeschlossen.
Ein zweiter Aufschluß war im- Sommer 1921 im Tagebau der Grube Agnes zu beobachten; in dem östlichen Teil war am Südstoß im Hangenden des Miocäns schwarzer Geschiebemergel, überlagert von Hochflächensanden, aufgeschlossen..
Diese Vorkommen sind als ältere Grundmoräne zu deuten, die der ersten Eiszeit angehört. und sich ‚scharf von«der jüngeren Grund-: moräne der zweiten Eiszeit unterscheidet.