16 Blatt Seelow
soll, kann man’erkennen, daß sich früher ein oder mehrere Flußarme der Oder ihren Weg über den auf unserm Blatt gelegenen Teil des Oderbruchs gesucht haben müssen, so daß sich wohl denken läßt, daß bei Hochwasser die große weite Ebene des Bruchs einen einzigen gewaltigen See bildete. Seit der Eindeichung des Oderstroms sind nun derartige Überschwemmungen nicht mehr möglich; immerhin steigt zu den Zeiten, da der Strom Hochwasser führt, das Grundwasser vielerorts über die Oberfläche des Bodens und bedeckt weite Strecken Landes. Doch setzt sich aus diesem Hochwasser kein Schlick mehr ab; die Schlickbildung hörte mit der Eindeichung des Oderlaufes auf.
Der Schlick selbst ist seiner Zusammensetzung nach großen Schwankungen unterworfen; schon die Schnelligkeit des Wasserstroms, aus dem er niederfiel, bedingte einen geringeren oder größeren Sandgehalt des Schlicks: wo das Hochwasser ganz zum Stehen kam, konnte sich die feinste Trübe niederschlagen und lieferte so den fettesten Ton. Auch seine Mächtigkeit ist sehr veränderlich; an vielen Stellen, wo die Überstauung nur geringe Beträge erreichte, wo also auch nur eine geringe Wasserschicht sich über den Sandbänken zur Zeit der Hochfluten bildete, war der Tonabsatz geringfügig im Vergleich zu andern Orten, die von mehreren Metern Wasser bedeckt waren. Dazu kommt, daß spätere Überschwemmungen alte Schlickabsätze wieder zerstören und umlagern konnten; so wechselt denn die Mächtigkeit der heutigen Schlickdecke zwischen einigen Dezimetern und annähernd drei Metern. Auf der Karte sind Stellen, an denen in einer Tiefe von zwei Metern der Schlick noch nicht durchbohrt war, insofern gekennzeichnet, als hier die senkrechte Reißung, durch welche die Schlickverbreitung dargestellt wird, ganz allein angegeben ist. Wird der Untergrund aber schon in einer geringeren Tiefe als 2 m angetroffen, so finden sich zwischen den Schlickstreifen noch andere Zeichen, die die Art dieses Untergrundes andeuten. Im allgemeinen sind Gebiete letzterer Art im S des Blattes häufiger als in seinem nördlichen Teil, wogegen sich hier weite Strecken mit Schlick von mehr als 2 m Mächtigkeit vorfinden.
Während der von der Oder abgesetzte Schlick sonst immer durch gänzliche Abwesenheit von kohlensaurem Kalk charakterisiert ist, zieht sich am östlichen Rand des Plateaus von S her bis zum Vorwerk Hermannshof ein bis zu 2 km breiter Streifen Schlickes hin, der einen hohen Kalkgehalt führt(akst). Dieser Kalk stammt offenbar aus den die Talebene umgebenden Mergelhöhen, von denen er im Regen- und Schneeschmelzwasser gelöst herabgeführt wird. Aus dem verdunstenden Wasser scheidet er sich dann wieder aus und erfüllt den Schlick in seinen oberen Schichten bis zu 1 m Tiefe, während die tieferen Teile und der Sanduntergrund regelmäßig kalkfrei sind.
Derselbe kalkreiche Schlick zeichnet sich auch durch eine besonders schwarze Färbung in seinen obersten dm aus, ein Zeichen höheren Humusgehalts. Schwarzer Schlick findet sich aber auch sonst noch vereinzelt an tiefer gelegenen Stellen des Bruches, wo infolge eines flacheren Grundwasserstandes ein üppigeres Wachstum der Vegetation hervorgerufen wird. Das ist im allgemeinen mehr im südlichen Teil des Blattes der Fall, während nach N hin graue und braune Töne des Schlicks vorherrschen.