4 Blatt Küstrin
noch vollständig unter Eisbedeckung ruhte. Die vom Eisrand herkommenden Schmelzwasser vermischten sich mit denjenigen der aus den schlesischen Gebirgen kommenden Flüsse und flossen vereint am Eisrand hin durch das Glogau-Baruther Tal nach W zu in das heutige untere Elbtal, das sie in der Gegend von Genthin erreichten. Vom heutigen Odertal zweigt sich das Glogau-Baruther Tal bei Neusalz ab, um über Naumburg am Bober, Sommerfeld, Forst und Kottbus den Spreewald zu erreichen. In der Nähe von Neusalz mündete in den alten Urstrom von N her ein Fluß, der als mächtiger Schmelzwasserstrom einer tiefgelegenen Stelle des Eisrandes entströmte und mit seinem unter dem Eis liegenden Teile mit demjenigen Stück des heutigen Odertales zusammenfiel, das sich von Neusalz bis in die Gegend der Obramündung erstreckt. Als nun diese Stillstandslage des Eises ein Ende erreichte und eine neue Rückwärtsverlegung einsetzte, wich der Bisrand um einen Betrag von 15 bis 30 Kilometer nach N zurück, und es wurde dadurch für die Schmelzwasser des Eises ein Gebiet freigelegt, das von vornherein schon tiefer lag als der Talboden des alten bisher benutzten Glogau-Baruther Haupttales, der sich in etwa 80 m Meereshöhe befand. Es entwickelte sich infolgedessen vor dem neuen Eisrand ein neues Längental, das weit im O in Rußland beginnt, durch das Obrabruch verläuft, sodann identisch ist mit dem heutigen Odertal von der Obramündung bis in die Gegend von Fürstenberg, dann aber das Odertal nach W hin verläßt, um über Müllrose und Fürstenwalde nach Berlin und weiterhin ebenfalls in das untere Elbtal zu gelangen. Der Strom dieses Warschau-Berliner Haupttales empfing als einen Nebenfluß südlich von Züllichau die Oder, die, nachdem das Glogau-Baruther Tal durch Senkung des Wasserspiegels trockengelegt war, die tiefe Einschartung der erwähnten, unter dem Eise entstandenen Flußrinne benutzte, um in das neu geschaffene Urstromtal einzumünden. Der Eisrand lag in dieser Zeit zunächst auf einer Linie, die zwischen den Städten Züllichau und Schwiebus hindurchging, dann über Lagow verlief, auf Bl. Sternberg erheblich nach N ausbog, und sich dann wieder in der Richtung auf Bottschow senkte. Zu jener Zeit lag das gesamte Gebiet, das von der vorliegenden Kartenlieferung eingenommen wird, noch unter Eis begraben. Erst mit der nächsten, etwa 10 Kilometer betragenden Rückwärtsverlegung des Eisrandes wurde der südlichste Teil des Gebietes auf den Blättern Frankfurt, Drenzig und Reppen eisfrei, und es entwickelte sich eine Anzahl von Tälern, die am Eisrand ihren Ursprung nahmen und nach S hin dem großen Urstromtal zuströmten, Ein Teil dieser Täler erzeugte ungeheure, von den Gletscher-Schmelzwässern aufgeschüttete Sand- und Kiesebenen, die sich als wohlausgebildete, meilenlange und mehrere Kilometer breite Täler durch die Hochfläche des Sternberger Landes hindurch verfolgen lassen. Sie sind heute nur zu einem Teil von Wasserläufen benutzt; es fließen in ihnen die Pleiske und die Eilang. In der Gegend von Fürstenberg, wo die beiden oben genannten Zuflüsse vereinigt das Haupttal erreichten, mündete von N her noch ein dritter Schmelzwasserstrom, der, ähnlich wie wir dieses bei Neusalz gesehen haben, aus einem tiefen, unter dem Eise ausgefurchten nordsüdlichen Kanal heraustrat. Dieser subglaziale Flußlauf ist es, der es bei der nächsten Rückwärtsbewegung des Inlandeises‘ der Oder ermöglichte, abermals ihre Mündung zu verlegen und in den nächst nördlichen, neu geschaffenen Urstrom des Thorn-Eberswalder Haupttales zu gelangen. Dieses dritte, im N