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Oberflächenformen und geologischer Bau des weiteren Gebietes 5
unseres Gebietes auf den Blättern Seelow, Küstrin, Sonnenburg und AltLimmritz liegende Urstromtal entstand, als der Eisrand bis auf den Baltischen Höhenrücken zurückgegangen war. Auch dieses Tal nimmt seinen Ursprung in Rußland, überschreitet das Weichseltal bei Fordon, wird dann weiterhin von der Netze und Warthe benutzt und nahm zwischen Küstrin und Göritz als Nebenstrom die Oder auf. Durch die im N vorliegende Mauer des Eises gezwungen, setzten die Wassermassen ihren Weg weiter nach W hin fort über Eberswalde und Liebenwalde und gelangten schließlich durch das Rhin-Luch gleichfalls in das untere Elbtal hinein.
Wir sehen also die auffälligen Knickungen im Laufe der Oder in der südlichen Mark und im nördlichen Schlesien, den Wechsel zwischen ostwestlich und nordsüdlich gerichteten Talstücken lediglich veranlaßt durch die Entwicklung der hydrographischen Verhältnisse Norddeutschlands während der Abschmelzperiode des letzten Inlandeises, und wollen nun die dadurch hervorgerufen Wirkungen in dem engeren Gebiet unserer Kartenlieferung prüfen. Die Blätter Frankfurt und Lebus liegen so günstig, daß sie mit ihren Flächen die ganze Breite des Odertales von O nach W überspannen und noch einen großen Teil der östlichen und westlichen Talränder einschließen. Die östliche Hochfläche wird als das Land Sternberg bezeichnet und erfährt ihre natürliche Begrenzung durch die beiden Urstromtäler im N und S und durch zwei das Plateau in nordsüdlicher Richtung durchschneidende Quertäler, das Odertal' im W und das Obratal im O.
Im einzelnen erfährt die Sternberger Hochfläche nun in ihrem westlichen, uns hier beschäftigenden Teil eine reiche Gliederung durch eiszeitliche Täler, von denen allerdings nur eines vollständig in unser Gebiet hineinfällt. Es ist dieses ein Tal, das in der Gegend von Drossen die Hochfläche durchschneidet und zwischen Alt-Limmritz im N und Aurith im S eine vollständige Durchschneidung des Plateaus bewirkt, so daß es hier in der Nähe von Klein-Lübbichow zur Entwicklung einer Talwasserscheide kommt. Auch dieses merkwürdige, heute teilweise von der Eilang durchflossene Tal ist durchaus ein Produkt der Schmelzwässer des in verschiedenen kurzen, Etappen sich zurückziehenden Inlandeises. Wir müssen infolgedessen die Phasen des Rückzuges, soweit sie deutlich in die Augen treten, noch einmal für das engere Gebiet unserer beiden Kartenlieferungen prüfen.
Als Anhaltspunkte dafür, daß ein Gebiet mit einer Stillstandslage des Eises zusammenfällt, besitzen wir das Auftreten von endmoränenartigen Erscheinungen, von Bildungen, wie sie erfahrungsmäßig nur da erzeugt werden, wo ein Gletscher mit seinem Rand längere Zeit verharrte. Gerade in unserem Gebiet sind diese Erscheinungen in außerordentlicher Mannigfaltigkeit entwickelt. Bald beobachten wir langgestreckte, aus groben Kiesen und kleinen Steinen aufgebaute Hügelrücken, die sich häufig in eine Reine von in einer Richtung liegenden Kieskuppen zerteilen, an anderen Stellen sehen wir, daß ein großes Gebiet mit einer außerordentlich großen Menge von mächtigen Geschieben überstreut ist, noch an anderen Stellen zeigt sich ein Gewirr von Sand- und Kieshügeln, innerhalb deren sich tiefe, zum Teil mit Wasser und Moor erfüllte, abflußlose, kesselartige Einsenkungen finden, und schließlich begegnen uns die endmoränenartigen Bildungen auch in Form von sogenannten Staumoränen, d.h. von Aufpressungen des Untergrundes in langen, parallel verlaufenden Wällen, die