Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 46, Blatt 26 [Neue Nr. 3453] (1929) Küstrin / bearb. durch K. Keilhack ..
Entstehung
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Oberflächenformen und geologischer Bau des weiteren Gebietes 7

des Oderbruches. Im Sternberger Plateau hatten alle Täler dieser Periode noch ihre Abdachung nach S.

In diesen Verhältnissen trat eine Änderung mit dem Augenblick ein, in dem der Eisrand über das ThornEberswalder Tal nach N hinaus bis auf die Höhen des Baltischen Höhenrückens zurückgegangen war. Die subglazialen Rinnen, die sich bisher vom Nordrand des Sternberger Plateaus unter dem Eis in südlicher Richtung auf den ehemaligen Eisrand zu be­wegt hatten, wurden durch diese Rückwärtsverlegung des Eisrandes eisfrei und boten nunmehr den Gewässern, die auf dem Sternberger Plateau ihren Ursprung nahmen, kürzere und bequemere Wege nach der großen Wasser­ader des Urstromes. Infolgedessen sehen wir in dieser Phase in den das Plateau durchziehenden nordsüdlichen Tälern eine Gefällumkehr, so daß die neu zum Absatz gelangenden Sandmassen eine Neigung von S nach N besitzen und sich im ThornEberswalder Haupttal selbst zu ungeheueren Flächen vereinigen. Diese Umkehrung des Talgefälles zeigt sich in unserem Gebiete an der einzig in Frage kommenden Rinne des Drossener Tales in der Gegend von Polenzig und Klein-Lübbichow. In dieser Phase schaltete sich in den Lauf des ThornEberswalder Haupttales, von Oderberg bis Landsberg a. W. reichend, ein ungeheurer See ein, dessen Spiegel eine Meereshöhe von 4045 m besaß. In diesen See schütteten die vom Eisrand und von S herkommenden Flüsse ihre mitgeführten Sand- und Kiesmassen hinein und erzeugten so einen ungeheuren ebenen Boden, der nur nach S hin gegen das Plateau ansteigt. Dieser Phase der Talbildung gehören alle diejenigen Sandflächen unseres Gebietes an, welche das Zeichen 0«xso tragen. Noch aber war der Einfluß, den die verschiedenen Stillstandslagen des Eisrandes auf die Bildungen unserer Täler hatten, nicht beendigt, denn als das Eis sich mit seinem Südrand in das Baltische Küstengebiet zurück­gezogen hatte, fanden die Schmelzwasser einen neuen, tiefer gelegenen Abfluß durch Vorpommern; der Abfluß über Eberswalde wurde dadurch trockengelegt, es trat eine Senkung des Wasserspiegels ein, und die Täler schnitten sich von Neuem tiefer in die vorher aufgeschütteten Sandflächen ein. Die Hauptaufschüttung neuer tieferer Talsandterrassen(0e«s- und) erfolgte in unserem Gebiet auf den Blättern Alt-Limmritz und Sonnenburg. Mit dem völligen Verschwinden des Eises wurden die heutigen Niveauverhältnisse hergestellt, und es kam ganz am Ende der Eiszeit zur Aufschüttung der letzten und tiefsten, nur wenige Meter über dem heutigen Talsandboden liegenden Talsandebene, die sich sowohl im ThornEberswalder Haupttal als auch im Odertal findet und auf unserer Karte als d@es bezeichnet wird. Damit hatte die hydrographische Entwicklung im großen und ganzen ihren Abschluß gefunden. Oder und Warthe flossen in dem der glazialen Zu­schüttung entgangenen tieferen Teil der alten mächtigen Täler und ver­mochten bei der außerordentlichen Ebenheit dieses Talbodens im Gebiet des Oder- und Warthebruches bei Hochwasser ungeheure Gebiete zu über­stauen und mit tonigen Ablagerungen zu überkleiden. So entstanden die weiten, fruchtbaren, schlickerfüllten Gebiete des Oderbruches, die erst durch die Kulturarbeit des 18. Jahrhunderts aus einer unpassierbaren, sumpfigen Wildnis in blühendes Kulturland umgewandelt wurden.

Die reiche Gliederung des Landes Sternberg durch eiszeitliche Täler findet kein Gegenstück in dem westlichsten Teil unseres Gebietes, in dem