14 Blatt Küstrin
Die bedeutungsvollste Rolle unter den Alluvialbildungen spielt auf unserm Blatt der Schlick(ast). Er kam in folgender Weise zum Absatz: Bei Hochwasser trat früher der Fluß aus seinem Bett und überflutete das Tal in seiner ganzen Breite. Durch diese ungeheure Ausbreitung wurde eine außerordentliche Verlangsamung der Bewegung des Wassers. herbeigeführt, so daß die im Strom mitgeführte Flußtrübe Zeit fand, sich abzusetzen. Dieser Vorgang wiederholte sich Jahr um Jahr, oft mehrere Male in demselben Jahr und fand erst ein Ende, als durch die fortschreitende Eindeichung des Stroms auch den Hochfluten engbegrenzte Bahnen gewiesen wurden. Dieser schlammablagernden Tätigkeit der Überschwemmungen unserer Hauptströme ist die Fruchtbarkeit der ihre Ufer begleitenden großen Alluvialniederungen, also auch des Oderbruches selbst, zu verdanken. Der Schlick ist in Bezug auf seine petrographische Zusammensetzung gewissen Schwankungen unterworfen. Es hängt dies damit zusammen, daß je nach den sich ändernden Strömungsverhältnissen der Fluß bald feinere, bald gröbere Materialien zum Absatz brachte. In den Buchten, wo die Hochfluten fast ein stehendes Gewässer bildeten, konnte die feinste Trübe abgelagert werden und es entstand dort die fetteste Modifikation des Oderschlicks. In größerer Nähe der Stromrinne oder auf den zahlreichen Linien, auf denen sich das Wasser mit etwas größerer Geschwindigkeit bewegte, wurde die feinste Trübe schwebend erhalten und nur das feinsandige Material abgelagert. Ebenso wie in Bezug auf die Zusammensetzung ist der Schlick auch rücksichtlich seiner Mächtigkeit beträchtlichen Schwankungen unterworfen. An vielen Stellen, wo die Überstauung nur geringe Beträge erreichte, wo sich also auch nur eine geringe Wasserschicht über den Sandbänken zur Zeit der Hochfluten bildete, war der Tonabsatz sehr geringfügig, und in einer Zeit, in der an der einen Stelle metermächtige Schlamm-Absätze erfolgten, wurden an anderen höhergelegenen nur wenige Dezimeter Schlick erzeugt. Gleichwohl erreicht auf unserm Blatt der Schlick nur selten eine Mächtigkeit von über 2 m, sondern meist ist der Sand- bezw. in wenigen Fällen der Torfuntergrund schon in‘geringerer Tiefe angetroffen worden.
Auch der Sand(as) besitzt auf unserm Blatt eine nicht unbedeutende Verbreitung. Sein ältestes Vorkommen ist dasjenige in langgezogenen, in der Richtung alter Flußläufe gestreckten Sandbänken, die noch heute aus der Schlickdecke hervorragen. So ist die Chaussee Rathstock—Sachsendorf wohl zweifellos auf einem derartigen Sandrücken angelegt. Und auch durch Neu-Tucheband zieht noch weit über das westliche Nachbarblatt Seelow eine Reihe von Sandbänken hin, die vielleicht einem Altwasser der Oder ihre Entstehung zu verdanken haben. Wesentlich anderer Art ist eine Reihe von Sandflächen, die sich mit ihrer Breitseite an den Oderdeich oder an die Ufer der alten Oder anlehnen. Sie verlaufen von dort aus bald rechtwinklig, bald spitzwinklig in das Bruch hinein. Solche Sande begegnen uns in fortlaufender Reihe längs des ganzen Laufes der Oder, auf beiden Uferseiten, und ebenso ist es der Fall bei der alten Oder. Alle diese Sandmassen sind z. T. auf Deichbrüche zurückzuführen, z. T. auf Überschwemmungen, die schon vor Eindeichung der Oder stattfanden. Gelingt es bei Hochwasser den angeschwollenen Fluten ihre Ufer zu durchbrechen, den Deich zu zerreißen, so entsteht bei der Durchbruchsstelle gewöhnlich eine tiefe Aus