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Sonderheft 3, Theodor Fontane: Reisen in Thüringen
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vorgenommen wurden, bieten diese drei Notizbücher kein eindeutiges Bild. Unter Zuhilfenahme der Tagebuchaufzeichnungen und Briefe wurde versucht, die Aufzeichnungen in der Reihenfolge wiederzugeben, in der sie vermutlich niedergeschrieben wurden. Angaben dazu im Einzelnen wie auch zu Fragen der Datierung wurden in die Anmerkungen auf­genommen. Der durch mehrfachen Wechsel in der Blattfolge und das damit verbundene Überlappen verschiedener Themen an einigen Stellen verloren gegangene Sinnzusammenhang wurde behutsam wiederher­gestellt. Die Exzerpte wurden im Anhang wiedergegeben in derselben Reihenfolge, in der sie sich in den Notizbüchern C 5, C 6 und C 7 befinden.

Obschon manche der von Schwerdt und Ziegler und von Baedeker über­nommenen Angaben überholt oder nach dem heutigen Stande der Wissenschaft fehlerhaft sind, wurde auf diesbezügliche Anmerkungen verzichtet, da sie den Rahmen dieser Arbeit sprengen würden.

Der Nachweis der Fundorte für die Aufzeichnungen aus dem Jahre 1867 wie aus dem Jahre 1873 wurde in den Anmerkungen gegeben. Druckvorlage war eine vom Herausgeber verfertigte Maschinenabschrift nach dem Originaltext.

Die auf eigener Beobachtung beruhenden Notizen wie die Exzerpte ent­halten in der Hauptsache Äußerungen über Bau- und Kunstdenkmale und Gedenkstätten. Fontane hat aus den Reisehandbüchern keine Hinweise über landschaftliche Besonderheiten und Schönheiten übernommen, auch von den Berichten über die industrielle Entwicklung der thüringischen Städte bei Schwerdt und Ziegler hat er nichts notiert. Eine Ausnahme bilden die Angaben zum Waidbau in Erfurt, sie erklären sich aber wohl aus seinem Interesse an Luther, der sich dazu geäußert hatte. Fontanes Auswahl zeigt, daß sein Interesse auf historische Sehenswürdigkeiten, Kunstdenkmale und einzelne bedeutende historische Persönlichkeiten und Ereignisse gerichtet war.

Im 19. Jahrhundert bestand allgemein bei den gebildeten Schichten ein großes Interesse an der Erforschung und Wiederherstellung der histo­rischen Denkmale. In den Reisehandbüchern wurde die Besichtigung der berühmtesten Denkmale empfohlen, die ersten Inventare der Bau- und Kunstdenkmale wurden angelegt, Geschichts- und Kunstvereine lenkten die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Denkmale, und die ersten umfassenden kunstgeschichtlichen Darstellungen entstanden; Fontane selbst hat in dem Abschnitt ..Blankensee im vierten Teil der ..Wande­rungen durch die Mark Brandenburg auf die Verdienste der Kunst­historiker Franz Kugler, Karl Schnaase und Wilhelm Lübke verwiesen. Fontanes Thüringer Reisenotizen müssen in diesen zeitbedingten Zusam­menhängen gesehen werden. Aber sein Verhältnis zu den Denkmalen ist doch zugleich von besonderer Eigenart gewesen. Zwar zog er zur Vorbereitung seiner Reisen die zeitgenössische historische und kunst­historische Literatur zu Rate, nahm aber dies Wissen nur als Hilfe zu einem besseren Verständnis der Dinge selbst. Er sah die Denkmale vor allem mit den Augen eines Dichters, dessen Hauptanliegen zu allen