Teil eines Werkes 
Teil 3 (1910) Weitere Umgegend Berlins : (östliche Hälfte)
Entstehung
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19. Von Frankfurt nach Guben.

3: 1 M., 4: 1,30 3/. Abfahrt der Züge: nach Frankfurt und Sorau auf der Westseite, nach Zitlliclwu, Cottbus und Forst auf der Ostseite des Bahnhofes.

Guben, alte, aus einer slavischen Ansiedelung hervor­gegangene Stadt am Einflufs der Lubst in die Lausitzer Neiße, ist mit 38253 Einw. der drittgröfste Ort des Frankfurter Regierungsbezirkes und bildet einen eigenen Stadtkreis. Als Handelsplatz hat es einst, wenn auch lange Zeit von Frankfurt (vgl. S. 114) unterdrückt, eine bedeutende Rolle gespielt. Die Haupteinnahmequellen bildet neben der Tuch- und Hutfabrikation (11 bzw. 6 Fabriken) der Obst- und Gemüsebau (besonders Frühobst und -gemüse) auf den Bergen am östl. Ufer der Neifse, der den bis um 1850 bedeutenden Weinbau fast ganz verdrängt hat. Besuchenswert macht Guben vor allem seine prächtige Lage; die winkligen Strafsen der inneren Stadt sind weniger angenehm.

Der Bahnhof liegt in der Klostervorstadt, die zahl­reiche industrielle Anlagen enthält. Fufsgänger benutzen den Tunnel unmittelbar neben dem Bahnhof und gehen dann durch die Berliner, Bahnhof- und Frankfurter Strafse oder durch die Berliner und (1.) Alte Poststrafse zur (20 Min.) Neifsebrücke. Auf beiden Wegen kommt man über die schmale Egelneiße, einen zur Ableitung des Hochwassers 1449 angelegten Graben. In der Bahn- hofstrafse der Verlag von A. König und die hübsche lut!). Kirche, 1904 vom Geh. Kommerzienrat Wilke, dem Besitzer der ältesten Hutfabrik, gestiftet (dessen Villa an der anderen Ecke der Straupitzer Strafse). Am Anfang der Frankfurter Strafse, bei der Egelneifse, ein sächs. Postobelisk von 1736. Kurz vor der Neifsebrücke, in der Alten Poststrafse, das Land- und das Amtsgericht, auf der Stelle des Zisterzienser-Nonnenklosters, das 115658 unter Markgraf Dietrich von Meilsen (angeblich auf Ver­anlassung Friedrich Barbarossas, der auf dem Zuge gegen Polen hier weilte), errichtet, 1563 aufgehoben und 1874 in seinen letzten Resten abgebrochen wurde. Nahebei die 1860 neuerbaute Kloster- oder Bauernkirche, zu der 15 Landgemeinden gehören. Von der Neißebrücke erblickt man 1. (nördl.) die nahe Schützeninsel mit dem Stadtpark und dem Stadttheater, vor dem 1905 eine Bronzebüste der 1751 in Guben geborenen Schauspielerin und Freundin Goethes, Corona Schröter (f 1802), von Donndorf, auf­gestellt wurde.

Von der Brücke führte die Klosterstrafse zum Markte, dem Mittelpunkt der alten Stadt. Hoch ragt hier die Stadtkirche (St. Lorenz) empor, ein got. dreischiffiger