19. Von Frankfurt nach Guben.
139
Hallenbau aus Backsteinen mit Chorumgang, in seiner heutigen Gestalt nach und nach im 16. Jahrh. hergestellt. Den zinnengekrönten, massigen Westturm, der unvollendet geblieben ist, schliefst ein mächtiger Aufsatz ab; auf dem mittelsten Strebepfeiler des Chores ein Treppentürmchen. An der Südwand eine Tafel für den „frommen Sänger“ und Gubener Bürgermeister Joh. Franck (1618—77); am östl. Teile derselben Wand zahlreiche Näpfchen und Rillen. Das Innere, 1594 vollendet, zuletzt 1842—44 erneuert, hat reiche Netzgewölbe, einen barocken Altar von 1727 in reicher Ausstattung und eine sehenswerte, mit vergoldeten Rankenornamenten geschmückte Kanzel von 1706. — Auch das Rathaus erhielt sein schlankes Osttürmchen, vier Renaissancegiebel und die Säulenvorhalle erst bei einem Umbau 1671—72; im Treppenhause eine Keule mit verkrüppelter Weinrebe, ehemals am Crossener Tor mit der Inschrift: „Wer seinen Kindern gibt das Brot usw.“ (vgl. S. 72); im Ratssaal schönes Netzgewölbe. Auf dem Markte aufserdem ein Monumentalbrunnen aus rotem Sandstein mit bronzenem Aufsatz und Wasserspeiern sowie mit einem Doppelrelief Wilhelms I. und Friedrichs III., von Kieschke.
An der Südseite des Marktes Postamt i, an der Nordseite (Nr. 12) das Stadt. Altertumsmuseum, eine reichhaltige Sammlung besonders prähistorischer Gegenstände des Gubener Kreises (Eintr. Mi. 6—8 U. abends, für Fremde auch sonst; Vorsteher Prof. Dr. Jentsch) sowie die Volksbibliothek mit Lesehalle. Etwas südl. vom Markte (Neustadt) das aus einer alten Lateinschule des 16. Jahrh. hervorgegangene Gymnasium mit Realschule, sowie (Spicherer Platz) das städt. Krankenhaus.
Östl. vom Markte ist in der Herrenstrafse eine Apotheke mit Stadtwappen ein älteres Renaissancehaus (ebenso Klosterstr. Nr. 2, Markt Nr. 27). Weiter am Werdertor, dem Ende der gekrümmten Königsstrafse, der runde Dicke oder Zindel-Turm, mit Zinnen; daneben die malerischen Backsteinreste einer Bastion von der im 14. Jahrh. angelegten, 1523—44 verstärkten Stadtbefestigung. Sö. gelangt man durch die Lubststrafse zur Provinzial - Taubstummenanstalt in der Werdervorstadt.
Nö. vom Zindelturm liegt der Wilhelmsplatz; in den Anlagen das Kriegerdenkmal, Germania auf hohem Postament, sowie ein Gedenkstein für Stadtrat Jackeschky, den Schöpfer der Anlagen. Hier auch 1. der Jungfernturm ; r. Aufgang zu Noacks Berg, Restaurant mit schönem Blick auf die Stadt (Turm 10 Pf.). Die schattige Promenade des Kastaniengrabens führt zur Crossenir Brücke