1. Von Berlin nach Dobrilugk-Kirchhain.
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Uckro ist auch Station der Bahn Falkenberg-Lübben (Bahnhof ö. unterhalb des Staatsbahnhofes). Diese geht über (4 km) Zöllmers- dorf nach
8 km Luckau ( Goldner Ring , am Markt; Goldne Krone , Hauptstr,; Erfr. im Bahnhof; slav. lug = Sumpfboden), stille Ackerbürger-und Kreisstadt (4380 E.) mit einer Gemarkung von 2V*QM., in alter Zeit mit bedeutenden Vorrechten ausgestatteter Handelsplatz, seit 1492 Hauptstadt der Nieder-Lausitz. Dem Reichtum des Ortes machte der 30jährige Krieg ein Ende; 1637 wurde er von Banér, 1644 von den Sachsen eingenommen. Nach den darauf folgenden Feuersbrünsten blieben von 433 Häusern nur noch 19 übrig. Viele Leiden brachte auch das J. 1813. Am 4. Juni wies Büloiv hier die von Kalau unter Oudinot nach Berlin vordringenden Franzosen in einem blutigen Gefechte zurück, und als der Feind schliesslich mit Granaten den Durchzug zu erzwingen suchte, gingen in der Kalauer Vorstadt, um die sich der Kampf drehte, 115 mit Schwerverwundeten angefüllte Häuser in Flammen auf. Beim Waffenstillstände wurde L. dem Feinde überlassen und von ihm stark verschanzt, am 28. Aug. aber von Wobeser durch Bombardement zur Übergabe gezwungen. — Um die grösstenteils noch von der alten Mauer und von hübschen Gärtchen umgebene Stadt zieht sich neben den Armen der Berste eine schöne Promenade. Von dem im N. gelegenen Bahnhof gelangt man alsbald zur Kirche. Nahebei 1. die Post , das kgl. Gymnasium und (in der Klosterstrasse) die Strafanstalt für Männer, letztere auf der Stelle des um 1291 gestifteten Dominikanerklosters; r. der Schlossberg (Rest.), dessen Burg 1644 von den Sachsen zerstört wurde. Die kolossale Stadtkirche, dreischiffiger Backsteinhallenbau mit Chorumgang, wurde nach den Bränden von 1390 und 1644 neu erbaut bezw. wiederhergestellt; der Chor sowie ein Teil des Langhauses sind auf Eisenstein, die nicht über das Dach des Langhauses hinausragenden Türme auf Granit errichtet. Die Einrichtung des Innern der Kirche, die wegen einer von Kaiser Karl IV. geschenkten Reliquie und einer 1390 unversehrt im Schutt gefundenen Hostie einst Ziel vieler Wallfahrten war, stammt aus der Mitte des XVII. Jahrh. (Küster n. gegenüber). Neben einer Fülle von Epitaphien und Denkmälern und den Schnitzereien an den Emporen (1. Logen für die Innungen, r. für die Herrschaften der Ratsdörfer) ist Beachtenswert die mächtige Orgel sowie die Sandsteinkanzel von 1681 mit ihrer Vergoldung und dem reichen bildnerischen Schmuck, interessant auch die Doppelwendeltreppe, die zum Schusterchor hinaufführt. — Auf dem Markte das Rathaus mit altem Verliess (in einem Nebenraume ein Richtrad von 1565) und die Georgenkirche, die schon in vorrefoxmiatorischer Zeit nicht mehr kirchlichen Zwecken diente und im XVII. Jahrh. Renaissanceformen erhielt, mit dem hohen sogen. Hausmannsturme (im Innern alte Netzgewölbe). Am Markte drei gute Renaissancehäuser, ö. Nr. 135 (Landratsamt) und 137, w. Nr. 244 (von 1699). Sö. vom Markte der runde Kalauer Torturm mit Haube; davor die Kalauer Vorstadt mit Rest. Schützenhaus. Im W. die Sandower Vorstadt; am Hospital Kugeln von 1813. — Aufser- halb der Stadt liegt nahe dem Bahnhof (nw.) das Gartenlokal Hain; weiter w. das neue Kreiskrankenhaus und an der Uckroer Chaussee auf den ehern. Weinbergen Bülows Schanze mit Anlagen und Aussicht.
Die Bahn geht weiter über (15 km) Buben und (20 km) Neuendorf nach (23 km) Lübben-Süd und (24 km) Lübben-Nord. Vgl. Teil III.
Hinter Uckro wird die Bahn von der Linie Falken- berg-Lübben gekreuzt. 85 km Wend. Drehna, von wo ein großartiger Versand von Pilzen stattfindet.