Teil eines Werkes 
2 (1904) Weitere Umgegend Berlins : westliche Hälfte
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7. Brandenburg a. H.

durch die Stein- u. Wilhelmsdorfer Str. zum Schlachthofe, So. von 10 6 U. bis zur Plane, alle 10 Min.: je 10 Pf. Droschken: 12 Fers» 50 Pf., 3: 75 Pf.; 4: 1 M. (nachts 1IV* M.); nach dem Neuen Krug u. Görden 1,752 1 /a M. Omnibus (Steinstr. 66 bezw. Annenstr. 4): nach Lehnin 3°, R. 6° in 2*Ai St. für 80 Pf.; nach Plaue , 11 km in IV 2 St., 2 80 , R. I 30 für 50 Pf.; nach Nauen, 35 km in 5Va St., 2 , R. 5 Ü für 2 M., über Weseram , Päwesin (S. £5) und G r. Behnitz (S, 71); nach B uschen; (S. 71) 2»\ R. 6*> in 3 V 2 St. für 1,20 M. Dampfer (ab Salzhof, jenseit der Langen Brücke 1.); über Bühnenhaus (S. 68) nach Plaue (50 Pf.) und Plauer Schleuse Mo. Mi. Do. 2 1S , R. 612; aufserdem bis Plaue Di. Pr. 6° u. 2 16 , R. 8 11 u. 7°; gewöhnlich auch So. 2 15 ; nach Rathenow über Plaue . Pritzerbe, Milow Sa. 6°, R. 3 15 (Pritzerbe 6°). Vgl. die Tagesblätter.

5 Min. w. vom Staatsbahnhof (Nordseite; Zugang von der Werderstrafse) liegt Bhf Brandenburg-Neustadt für die Bahnen nach Belzig (S. 42) nnd Rathenow (S. 72). Bhf B randenburg-Altstadt s. S. 65: Bahnhof für Röthehof S. 67.

Brandenburg (49263 E.), die Wiege des brandenburg.- preufsischen Staates, wegen der Menge der mittelalter­lichen Baudenkmäler auch kunstgescnichtlich wohl die interessanteste Stadt der Mark, liegt im westhavelländ. Kreise zwischen mehreren Armen der Havel am Südende des Beetzsees, bildet einen eigenen Stadtkreis und besteht aus der an den Fufs des Marienberges angelehnten Alt­stadt (NW.), der Neustadt (S.) und der eine besondere Gemeinde bildenden Dominsel (NO.). Bei seinen vielen Fabriken hat B. eine sehr starke Arbeiterbevölkerung. In Garnison liegen hier 3 Regimenter: das Etlsilierreg. Prinz Heinrich von Preufsen Nr. 35, das Kürassierreg. Kaiser Nikolaus I. von Rufsland Nr. 6 und das Feld­artilleriereg. General-Feldzeugmeister Nr. 3. In B. lebte bis vor kurzem der Dichter des LiedesKönig Wilhelm safs ganzheiter, Geh. Sanitätsrat Dr. Kreusler (18171901).

Ursprünglich wohl Sitz germ. Semnonenhäuptlinge, wird Brandinaburga in der Wilkinasage als Wohnort des Jarl Iron, die Brennaburg (auf der Dominsel) geschichtlich zuerst als befestigter Hauptplatz der slav. Heveller bei der Eroberung durch Kaiser Heinrich T. (928) erwähnt. Obwohl der Ort bereits 949 durch Otto I. mit einem Bistum ausgestattet wurde, ging er selbst wie das besonders durch Markgraf Gero im O. unterworfene Land im grofsen Wenden­aufstand 983 verloren. Erst der letzte Wendenfürst Pribislav, der mit seiner Gemahlin Petrussa dem Christentum ergeben war, trat das südl. Havelland (Zauche) mit der heutigen Neustadt, vielleicht auch der Burg, schon bei Lebzeiten, das nördl. Havelland mit seiner Residenz Parduin (jetzt Altstadt) als Erbe an Albrecht d. Bären, Markgrafen der Nordmark (f 1170), ab, durch den bereits die Prignitz dem Deutschtum wiedergewonnen war. Nach Pribislavs Tode (1150) eroberten die Wenden 1157 unter seinem Neffen Jaczo noch einmal vorübergehend B. 1161 stiftete Bischof Wihnar das Domkapitel auf der Burginsel, 1165 siedelte er die von Pribislav aus Leitzkau (n. von Güterglück) nach Parduin berufenen Prämonstatenser dorthin über. Von den späteren Markgrafen erhielten die beiden Städte mancherlei Privilegien, u. a. den Schöppenstuhl (vor 1315), einen aus 6 Mitgliedern (je 3 aus Alt- und Neustadt) bestehenden Gerichtshof, der als höchste Appellationsinstanz zunächst für die johanneischen Lande galt, später aber seinen Einfiufs fast über ganz Deutschland ausdehnte und offiziell erst 1817 aufgehoben wurde. Von den Quitzows in Plaue hart bedrängt, nahmen die allmählich zu hoher