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8. Von Berlin nach Stendal.
71 km Rathenow. — Gasth. : Berliner Str. 24 * Deutsches Haus , mit Garten, Nr. 26 Grofser Kurfürst , in beiden Z. von 2 M. an; Reichspost, Zietenplatz. Z. von IVa M. an; Landhaus , Steinstr. 23, beim Markt, gelobt,Z. von 1,25an. — Bahnhofsrestaurant, — Gartenlokale; Schützenhaus, 10 Min. w, vom Bahnhof, nahe der Bahn; * Wilkelmshöhe, s. unten; Bellevue , am Haveltor. — Konditorei: Schilling , Berliner Str. 23. — Post: Zietenplatz (Berliner Str.). — Droschke; 1 u. 2 Pers. 50 Pf., jede weitere Pers. 50 Pf. — Omnibus: vom Bahnhof zum Marti 10 Pf ; nach Brandenburg s. S. 60; nach Friesact , 28 km, 1 mal in 3V2 St. - Dampfer: nach Havelberg Di. Do. Sa. 3 U. nachm, (vgl. S. 88); über Milow (S. 63) und Britzerbe nach Brandenburg s. S. 60.
Dem Staatsbahnhof gegenüber (südl.) liegt der Bahnhof für die Bahnen nach Brandenburg (S. 63) und Neustadt a. 1). (S. 74); etwas ö. vom Staatsbahnhof (Nordseite) beginnt die Bahn nach Paulinenaue S. 74).
Rathenow, Kreisstadt für West-Havelland mit 21 043 Einw., im 30 jährigen Kriege wiederholt von Kaiserlichen und Schweden besetzt, 1675 wiederum in den Händen der letzteren, dann aber vom Gr. Kurfürsten eingenommen (vgl. S. 73), zerfällt in die von der Havel umflossene Altstadt und die 1733—36 angelegte Neustadt, die sich bis an den Bahnhof erstreckt. Weltbekannt sind die ßathenower optischen Artikel (im ganzen etwa 100 Firmen, davon gegen 10 Fabriken mit mehreren Hundert Arbeitern).
Die Bahnhofstrafse mit den Kasernen des Husarenregiments v. Zielen (auf dem Hofe eine Büste Zietens von W. Begas) mündet in die Dunckerstrafse gegenüber dem * Kreishause, einem got. Backsteinbau mit mehreren Giebeln von Schwechten. Vor demselben ein Standbild Wilhelms d. Gr. aus Bronze, von Rosse. Die Dunckerstrafse wird nach W. weiterhin durch die Berliner Strafse fortgesetzt. In dieser 1., Ecke der Brandenburger Strafse, die bedeutendste optische Fabrik „Rathenower Optische Industrie-Anstalt vorm. Emil Busch“; eine Tafel am Hause erinnert daran, dafs dieser Industriezweig hier 1800 von dem Prediger Duncker begründet wurde. Die darauf folgende Schleusenbrücke, mit lebhaftem Schiffsverkehr, verbmdet die beiden Stadtteile. Vor der Brücke 1. auf dem Paradeplatz das überlebensgrofse Standbild des Gr. Kurfürsten aus Sandstein von Glume, 1738 von den kurmärkischen Ständen errichtet; vier gefesselte Krieger umgeben den mit vier Reliefs (Schlacht bei Warschau 1656, Einnahme von Rathenow und Schlacht bei Fehrbellin 1675, Eroberung von Stralsund 1678) geschmückten Sockel. Gleichfalls 1., etwas abseits, am Ende der Schleusenstrafse, das städt. Realprogymnasium.
Durch die Brandenburger Strafse nach S., dann halbr. Promenade —_ oder vom Kurfürstendenkmal am Wasser (r.), nachher an den Kirchhofen (1.) entlang — gelangt man in etwa 20 Min. auf den Weinberg mit dem Verteilungswerk der städt. Wasserwerke (S. 73). Östl. davon r Best. Wilhelmshoh e; am Westende der Anlagen, oberhalb de Havel, guter Überblick über die Stätte des Kampfes von 1675.