Bergbau, Induſtrie, Handwerk. 221
Zur Ueberwindung derſelben wäre der Schacht durch einen auf das Braun— kohlenlager zu gründenden waſſerdichten Ausbau, ſei es von Mauerung oder von auf einander zu legenden Eiſenringen zu ſichern und in demſelben eine ſtarke Pumpe aufzuſtellen geweſen, der Verſuch aber, durch ein enges ins Braunkohlen— lager getriebenes Bohrloch Waſſer in geringer Menge in den unteren Theil des Schachtes treten zu laſſen, um es durch ein Pulſometer aus dem Schacht zu heben, war ein ſehr gewagter, da durch den Zutritt des wärmeren Waſſers die, mit Auf— wendung ſo großer Koſten hergeſtellte Eiswand abſchmelzen und der Schacht mit Waſſer und mitgeriſſenem Sande angefüllt werden mußte. Am 25. October 1884 trat dies ungünſtige Ereigniß ein und wurde dadurch dieſem w ein allzu raſches Ende bereitet.
Von einer Wiederholung des Gefrier-Verfahrens abſehend, wandte man ſich wieder den älteren Bauen zu. Ein alter Maſchinenſchacht von 7m Tiefe wurde bis zu 14m Tiefe niedergebracht und zu Anfang des Jahres 1885 zum Aus— gangspunkt neuer Braunkohlen⸗Gewinnung gemacht. Außerdem wurde weiter ſüdlich mit einem gemauerten Senkſchacht das Braunkohlenlager in 16m Tiefe erreicht und um die Mitte des Jahres in Angriff genommen.
Seitdem ſchritt die bergmänniſche Gewinnung von Braunkohle regelmäßig fort und erreichte ſchon zu Anfang des Jahres 1886 eine Höhe von 1000 hl pro Tag.
Die unmittelbar an der nordöſtlichen Seite des ſogenannten Krummen Sees bei Sperenberg gelegenen Gypsſteinbrüche ſind ſämmtlich in Privatbeſitz und theilen ſich in fünf verſchiedene Beſitzungen. Im Betriebe ſind zur Zeit ſechs Brüche.
Die Bearbeitung derſelben geſchieht noch durch Abbrechen des Steines zur ebenen Erde bis zur Sohle, nur in dem zuletzt gelegenen Bruche wird verſuchsweiſe mit dem Aufnehmen der Bruchſohle begonnen, weil gerade der hier tiefer
gelegene Stein ſich in vorzüglicher Qualität gezeigt hat.
Es finden in ſämmtlichen Brüchen durchſchnittlich 70 Arbeiter Beſchäftigung, welche ein Quantum von ca. 25 000 ebm= 600000 Ctr. Gypsſteinen fördern.
Der größere Theil dieſer Steine wird auf dem Waſſerwege vom Mellener See ab verfrachtet, während der kleinere Theil mittelſt der Eiſenbahn vom Speren — berger Bahnhof ab verſandt wird.
Die kleineren, zum Verkauf nicht geeigneten Steine werden in 11 Gypsmühlen mit Roßwerkbetrieb und einer Dampf-Gypsfabrik verarbeitet. Das ſolchergeſtalt hergeſtellte Fabrikat wird ausſchließlich mit der Bahn verfrachtet. In den Gyps— mühlen ſind gleichfalls etwa 70 Perſonen beſchäftigt.
Der Betrieb der Gypsſteinbrüche wird von einem, Seitens der Königlichen Regierung beſtellten Fachmann geleitet, dem auch die bergpolizeiliche Aufficht über— tragen iſt. Der Betrieb erfolgt unter Zugrundelegung eines Planes, welcher alljührlich von dem Revierbeamten aufgeſtellt und dem Königlichen Regierungs— Praͤſidenten zu Potsdam bezw. dem Königlichen Oberbergamte zu Halle a. d. S. zur Prüfung und Feſtſtellung eingereicht wird.
Gnyps ſteinbrüche in Aperenberg.
