Teil eines Werkes 
[Hauptbd.] (1887)
Entstehung
Seite
339
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Armenpflege und Wohlthätigkeit. 339

l. Stiftungen für den gefanımten Kreis,

Zur bleibenden Erinnerung an die Feier der am 11. Juni 1879 ſtattgehabten goldenen Hochzeit Ihrer Majeſtäten des Kaiſers Wilhelm J. und der Kaiſerin Auguſta hat die Provinz Brandenburg eine Taubſtummen-AnſtaltWilhelm Auguſta⸗Stift in Wriezen a. d. O. errichtet.

Der Kreis Teltow hat auf Grund Kreistagsbeſchluſſes vom 11. Juni 1879 in dieſem Stift für taubſtumme Kinder des Kreiſes drei Freiſtellen begründet. Die Koſten, welche jährlich 1080 Mark betragen, wer den durch die jedesmaligen Etats vorgeſehen.

Prinz⸗Handjery⸗Stiftung. J Nachdem ſich im Februar 1885 die Nachricht verbreitet hatte, daß der langjährige Landrath des Kreiſes Teltow , Prinz Handjery, zum Präſidenten der Königlichen Regierung in Liegnitz ernannt worden ſei, veranſtalteten angeſehene Männer des Kreiſes eine Sammlung, um dem Prinzen Hand jery bei feinem Scheiden aus dem Kreiſe eine Ehrengabe zu ſtiften. Von dem Ankauf einer ſolchen iſt indeſſen abgeſehen worden, nachdem der Prinz Handjery gebeten hatte, über den geſammten Betrag von rund 8000 Mark nach freiem Ermeſſen verfügen zu dürfen. Prinz Handjery hat dieſe Summe demnächſt dem Kreiſe Teltow als Stiftungskapital mit der Beſtimmung überwieſen, daß die aufkommenden Zinſen zur Unterſtützung von Wittwen und Waiſen der Unterbeamten der Kreisverwaltung, insbeſondere der Wittwen und Waiſen der Gendarmen verwendet werden ſollen.

3. von Nüßler'ſche Univerſitäts⸗-Stipendium-Stiftung.

Der Juſtiz- und Landrath Karl Gottlieb von Nüßler auf Weißenſee hat in feinem unterm 4. Januar 1774 errichteten Teſtamente ein Legat von 18000 Mark ausgeworfen, deſſen Zinſen zur Unterſtützung für ſtudirende junge Edelleute aus den Kreiſen Nieder- und Ober Barnim und Teltow verwendet werden ſollen. Ueber den Stipendienfonds iſt im Jahre 1861 ein neues Statut errichtet..

Curatorium und Verwaltung des Stiftungskapitals übernimmt der jedesmalige Landrath des Nieder-⸗Barnimer Hreiſes mit Zuziehung von drei Deputirten, von denen je einer aus den drei betheiligten Kreiſen zu wählen iſt. Zeitiger Deputirter des Kreiſes Teltow iſt der Ritterguts­beſitzer Freiherr Treuſch von Buttlar⸗Brandenfels zu Groß⸗Ziethen. Oberaufſicht über die Stiftung führt der jedesmalige Staatsminiſter der geiſtlichen und Unterrichts-A,ngelegenheiten.

4. Die Bethlehem⸗Stiftung zu Nowawes .

Die erſte Anregung zur Gründung der unter dem NamenBethlehem⸗-Stiftung zu Nowawes beſtehenden Rettungsanſtalt für verwahrloſte, verwaiſte oder von ihren Eltern verlaſſene Knaben iſt von dem, im Jahre 1848 nach Nowawes berufenen Prediger Stob waſſer gegeben worden. Derſelbe fand dort viel bettelnde Kinder vor. Dies veranlaßte ihn, ein Fräulein Friedel, welches Eigenthümerin eines Grundſtücks an der Ecke der Linden⸗ und Wilhelmſtraße in Nowawes war, zu der Erlaubniß zu bewegen, in ihrem Hauſe eine Anſtalt zur Erziehung und Beſchäftigung verwahrloſter und bettelnder Kinder einzurichten. Dieſelbe wurde am 1. Juli 1851 eröffnet und beſchränkte ſich Anfangs auf 3 Zöglinge, wurde aber erweitert, nachdem Anfangs 1852 unter Hinzutritt des damaligen Oberpräſidenten, Staatsminiſters von Flottwell, des damaligen Landraths Teltower Kreiſes, Majors von dem Kneſebeck , und anderer Männer ein Curatorium zur Ver waltung der Anſtalt gebildet war. Mittelſt Schenkungsvertrags vom 19. Mai 1852 wurde von dem Fräulein Friedel das ihr gehörige Haus nebſt Hintergebäuden und Garten der Anſtalt übereignet und im Jahre 1853 ein Nachbarhaus Seitens des Curatoriums angekauft. Ein­ſchließlich zweier im Jahre 1855 angekaufter Ackerſtücke nebſt Wieſe und der im Jahre 1862 von der verwittweten Frau Präſident von Voß zu Potsdam der Anſtalt geſchenkten Ackerparzelle beſteht gegenwärtig der Grundbeſitz der Anſtalt in Folgendem:

I. Gebäude. Vorderhaus, Nebenhaus, Vieh⸗ und Holzſtall und Remiſengebäude, welche mit 10200 Mark gegen Feuersgefahr verſichert ſind. ö. 43

Milde Stiftungen, Ho ſpitäler u. ſonſtige Wohlthätigkeits­An ſtalten.