(Der Name Chaßidäer (Aßidäer), eig. „Fromme", als der eines geschlossenen
Kreises, begegnet uns schon, als sich zur Zeit der Makkabäer im politischen wie im religiösen Leben der Einfluß der Syrer stark geltend machte. Sie bildeten die Gegenpartei zu den Hellenisten (Griechlingen), die mit den Syrern vielfach paktirten, und waren die Hüter des biblischen Gesetzes und der Anordnungen der Schriftgelehrten (Sopherim). Die Zurückgezogenheit, der sie sich später unter dem makkabäischen Könige Johann Hyrkan hingaben ohne sich, wie die ihnen in religiöser Hinsicht eng verwandten Pharisäer, um die nationale Politik zu kümmern, war der Anlaß zur Bildung der aus ihren Reihen hervorgegangenen Sekte der Essäe r. — Den bis in unsere Zeit hineinragenden, in den polnischen Ländern fest organisirten und weit verzweigten Neu-Chahidismus behandelt die folgende Abhandlung, die aus der Feder eines Choßid hervorgegangen.)
Es ist über diese Organisation, welche seit mehr als 160 Jahren das Gros der Judenheit auf dem Boden des alten Königreichs Polen beherrscht, sehr wenig in die Oeffentlichkeit gedrungen. Was darüber im Lexikon zu finden ist, bildet ein bedauerliches Armuthszeugniß für diese moderne Fundgrube der Belehrung. In deutscher Sprache ist qualitativ und quantitativ ungemein wenig darüber geschrieben worden.
Die erste Notiz findet sich in Salomon Maim on's Selbstbiographie. Dieser vagabundirende Philosoph, der dem großen Kant schwere Sorgen bereitete und mit seiner ätzenden Kritik den einander sich rasch ablösenden gegnerischen Systemen Bahn gebrochen hat, hatte Gelegenheit, das in der Reihenfolge zweite Oberhaupt der Chaßidim, R. Dow Ber in Meseritsch um 1770 kennen zu lernen. Er berichtet über den Eindruck, den ein Ausspruch desselben momentan in ihm hervorgerufen: '("M (2. Kön. 3,15) wenn der Sänger in der Melodie
aufgeht, mit ihr eins ist, O O' ''Op 'N7N nur dann kann der göttliche Geist auf lhm ruhen; erzählt dann über den neu erstandenen Chaßidismus und fügt hinzu, daß er durch die Gegnerschaft des Wilnaer Gaon bereits aus der Welt geschafft sei. Der Philosoph in seinem dunklen Wolkenkukuksheim war für die Wirklichkeit blind. — 60 Jahre später trat ein Renegat des Chaßidismus, , Isak Mieses Begründer der Krakauer Tempelgemeinde, mit einer deutschen Schrift in die Oeffentlichkeit. Dieser Mann, der einer sehr reichen Lemberger Gelehrtenfamilie entstammte, ein sehr scharfsinniger Talmudist war, hatte Gelegenheit, den Chaßidimrabbi R. Bunam von Pr zysuch a kennen zu lernen, von dem und dessen Zeitgenossen, R. Naftali Horowitz und Ropczyce, er behauptete, daß sie die zwei geistreichsten Männer Europas seien. Der Erstere hatte, im Gegensatz zu seinen Kollegen, eine besondere Vorliebe für die altspanische Scholastik, die er an die Stelle des neu entstandenen sogenannten chabadäischen Systems zu setzen suchte. Der Schüler lernte dieses kennen, fiel aber dann einem gefährlichen Individuum der Mendelssohn'schen Schule in die Hände, das als Renegat endete und Jenen der Reform in die Arme führte. Bei seinem Eintritte in die moderne Wissenschaft