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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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hinreichend, um das zu wissen und eventuell ein Wort mit zu finden; 3) ist Uaslcm" Lust; 4) finden sich die betreffenden Initialen nicht a. a. O.; 6) war der Verfasser nach Angabe aller Zeitgenossen, auch des R. Mose Taku, einer der angesehensten Männer seiner Zeit. Schließlich lehrt uns der Talmud, wie sich der große Hillel in zweifelhaften Fällen auf die Autorität des Volkes verließ. Wenn sie keine Propheten sind, so find sie doch Söhne der Propheten." Die Autorität eines einzelnen Gelehrten, und wäre er so groß, wie der Gaon, ist gegenüber der Autorität der Volksseele in diesem Falle, die das Lcbir Hujicbucl als ein Juwel der Heiligkeit ehrt, nicht mehr Werth als die irgend eines andren Gelehrten.

Hören wir dagegen.^ was unsere Weisen sagen! Der unter dein Namender Seher von Lublin" berühmte Chaßidimrabbi R. Jacob Jsak Horowitz von Lublin wurde einmal am Schabuothseste angegangen, um Regen zu beten, da eine Dürre herrschte, daß das Vieh auf dem Felde vor Durst fiel. Er begann nun von dem Verfasser des Lcbir Illajicbucl zu sprechen und beleuchtete die außerordent­liche Größe dieses Mannes. Während dieses Vorganges bedeckte sich der Himmel mit Gewölk, und ein strömender Regen ging nieder, daß man das Bethhamidrasch nicht verlassen konnte. Darauf sagte er: Wenn man den richtigen ficbucl nicht zur Hand hat, so ist das Lcbir lllajicbuck bolel bol bajicbuclim, d. h.: alle kabbalistischen Gebete sind in demselben vereinigt.

Das ist die Harmonie, die der Chaßidismus zwischen diesen scheinbar unlöslichen Gegensätzen hergestellt hat, die in Wirklichkeit auch nur für den Laien existiren. Uebrigens kann auch der Laie konstatiren, daß das Lcbir bajicbucl sämmtliche Lellrotb ertvähnt, am 1. Tage NON, am 2. NNIOd, am 3.2!?^ am 4. N21, am 6 . "NN, am 6. N1OL daß also die Kabbala, gerade so wie im Gbe8sec1 1'adrabam, in die vollkommenste transcendcntale Philosophie einge­hüllt ist.

Ohne auf das L'tad Tamim weiter zurückzukommeu, das besser unge­schrieben geblieben wäre, da es in der Hitze seiner Angriffe, hervorgcrufen durch Dispute mit polnischen Karaiten, zu Schlußfolgerungen kommt, die in mittel­alterlicher Ungeschlachtheit wirkliche Blasphemien bilden, wollen wir nur die Eingangs erwähnte Schilderung derguten Jüden" seiner Zeit herausgreifen.

Nachdem R. Mose mit allen jüdischen Religionstzhilosophen und nicht am wenigsten mit R. Juda Chaßid wegen dessen Thesen:denn der Schöpfer ist un­endlich, und der Prophet konnte Ihn nicht erkennen, weil Er unendlich ist und keinerlei Gestalt hat; deshalb konnte der Prophet nicht wissen und begreifen, woher ihm die Offenbarung kommt und wer zu ihm spricht; deshalb mußte die Majestät der Erscheinung, von ihren Heerschaaren umgeben, in die Offenbarung treten; darum heißt es: »Er sitzt auf dem Throne»,aber dem Schöpfer kann man keinen Thron vindicircn, denn Seine Größe ist unerforschlich. Die Erscheinung dient nur dazu, um ihm zu zeigen, daß Er der Herr aller Engel ist. Wenn nun der Prophet sich von den wunderbaren Erscheinungen umgeben sieht, so weiß er, daß die Offenbarung vom Allerhöchsten kommt, deshalb heißt es: »auf dem Throne sitzend«, um dem Propheten zu zeigen, daß es einen König und Weltleiter giebt, das ist der Sinn des Verses in Jofaia 6, 1" herum- disputirt hat, fällt er über dessen Schüler her und sagt: ^,Dies, die Agadoth nämlich, sind die wahren Religionslehren, aber nicht die der Leute, die sie in ihrem Kopfe aushecken und aus Licht Finsterniß machen und umgekehrt und sich aus sich heraus eine Weisheit konstrmren. Neben ihnen stehen die Unwissenden, die Ketzer, die sich in den heiligen Formeln üben. Zuweilen treffen sie das