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Dieser Mann, Rabbiner zn Kolbnszow in Galizien, Apt (Opatow) in Polen, dann in Jassy in der Moldau, hatte sich während des Auftretens der großen Führer reservirt im Hintergründe gehalten, nm schließlich, die ganze Generation überdauernd, in Medziborcz, am Orte des Balschemtow und seines Enkels R. Baruch, der ihn höher stellte, als alle Kollegen, als Oberhaupt der Chaßidim seine Tage zu beschließen (1827). Sein klassisches Werk entspricht dem Namen 2N18, den er in seinem Testamente als einzigen Titel auf seiuem Grabsteine erlaubt hatte. Vor sein Tribunal wurden die Beschwerden gegen die neu aufgetauchte Sekte gebracht, mit dem Ersuchen, dieselbe in den Bann zu thun, um ihre Verbreitung bei dem Massen zu bekämpfen. Auf einer Hochzeit in Ostila, bei welcher, da es eine Vermählnngsfeier zwischen zwei angesehenen Rabbinerskindern war, sämmtliche Rabbis versammelt waren, sollte der Entschluß dnrchberathen werden. Als R. Buirenr davon Wind bekam, sandte er drei seiner hervorragendsten Leute hin, um sich zu vertheidigen, R. Isaak Meier, dessen Antecedentien als Schüler des Magid und dessen große Gelehrsamkeit, wie auch tadellose Frömmigkeit, ihn als Fürsprecher besonders geeignet erscheinen ließen, und zwei Gesinnungsgenossen. Es waren sechszig Rebbes versammelt, in Weißen Gewändern nach alter Sitte; den Vorsitz führte R. Heschel. R. Isaak Meier Warschauer schilderte noch in hohem Alter den Eindruck, den die Versammlung auf ihn machte, besonders der Nestor R. Heschel, dessen Worte er zeitlebens nicht vergessen habe. Dieser leitete seinen Vortrag mit dem Satze ans dein Sabbath- gebete ein: "ViXi llvl „Der siebente Tag lobpreist
und spricht den Sabbathgesang, deshalb rühmen und benedeien den Allmächtigen alle Seine Geschöpfe. Was bedeutet diese Kausalität: deshalb rühmen
u. s. w.? Die Antwort ist, daß kein Geschöpf es wagt, die Ehrfurcht vor der Allmacht des Schöpfers durch einen Lobgesang zu stören. Nachdem jedoch der Sabbath selbst, als Schlußstein der Schöpfung den Lobgesang anstimmt, erlangen auch die Geschöpfe die Freiheit, ür denselben einzustimmen." Am Ende kam auch die neue Frage auf die Tagesordnung. Den: Dritten wurde das Wort entzogen, weil er, wie R. Heschel sagte, ein freches Wesen zur Schau trug. R. Isaak Meier wußte sich Gehör zu verschaffen und seine Entschuldigungen der neuen Methode vorzubringen. Darauf antwoAete R. Heschel: „Der Schulchan Aruch ist unsre Kaiserstraße. Als sich durch die Verhältnisse im Golus auf dieser Kaiserstraße Sümpfe bildeten und sie nnpassirbar machten, da kam der Balschemtow und fand einen Seitenweg über Berge und Wälder, der aber trocken war und zum Ziele führte. Seither haben sich auf diesem Pfade Wegelagerer gezeigt, so daß er nicht mehr gangbar ist. Nun kommt Ihr und wollt in Eurer Superklugheit neue Seitenpfade finden, die über unwegsame Abgründe führen? Das geht nicht. Man muß aus die alte Kaiserstraße zurück." R. Isaak Meier hat dreißig Jahre später, als ihm die Führung zufiel, diesen Rath getreu befolgt.
Damit war die Angelegenheit erledigt und die Verfolgung eingestellt. Die neue religiöse Burschenschaft arbeitete nun lustig drauf los, immer größeren Anhang zu gewinnen. Man lernte die ganze Nacht und den halben Tag, um die nöthige Stimmung und Schärfe für das kurze Gebet zn gewinnen, und wenn man abgespannt war/ so spielte man .Karten und trank in übermüthigem Korpsgeist, die ganze Welt verspottend. Das Kartenspiel war den alten Chaßidim. und ist es noch außerhalb Kongreßpolens, ein Greuel, ivar aber dort als einheimisches Laster so verbreitet, daß, wie mir ein sehr airgesehener und liebenswürdiger Rabbiner aus jenem Vereine als 80 jähriger Greis erzählte, er und sein Kollege, als 15 jährige Bachnrinr, auf einem Spaziergange eine im Grase