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ineinsam umschließt, gleichsam unsre Nationalität bildend, daß Sie dasselbe von sich rissen und wegwarfen? Um nun in Ihren Gleichnissen weiter zu gehen, wo sind die beiden Brüder, die das Haus geerbt haben? Wo die beiden Partheien im Judenthum? In keiner Zeit, wenn auch noch so viele gelehrte Zwistigkeiten über die Art und Weise der Ausführung der Gesetze unter den großen Männern Israels herrschten, findet man solche Gesinnungen ausgesprochen, wie Sie dieselben jetzt ausfprachen. Dnan was resultiert anderes aus dem von Ihnen Behaupteten, als daß nicht Gott, sondern Moses unser Gesetzgeber wäre? Kennen Sie aber nicht die das Gegentheil bezeugenden Bibelstellen, wie Exod. Cap. 18. wo es ausdrücklich heißt, daß Gott die zehn Gebote selbst sprach; wie ferner der Anfang der Propheten: „Es war nach dem „Tode Moses, Knecht Gottes," und auch deren Schluß: „Gedenket der „Lehre meines Dieners Moses, die ich ihm am Horeb befahl" beweisen daß Gott selbst Gesetzgeber, Moses nur Diener, nur göttliches Organ für das Volk war. Doch Sie wissen das ja eben so gut wie ich, Sie wollen aber nicht die Festigkeit und Wahrheit des biblischen Standpunktes erkennen, daher würde alles Reden darüber nichts helfen; denn Sie haben sich nun ein Mal außerhalb desselben festgestellt, und es wäre also thöricht gehandelt, wenn Jemand Ihnen gegenüber sich auf diesen berufen wollte. Sie haben sich selbst ihr Urtheil gefallt und dadurch den Herrn Rabbiner einer Mühe und Verlegenheit überhoben, da Ihre Rechtsfrage wohl schwerlich im Ganzen sVN (d. i. das
Buch, worin Bestimmungen über Verhältnisse vom Mein und Dein getroffen sind) vorkommen mag, also eigentlich nicht vor dessen Richter- stuht gehört. ,
Nun sei's genug! Ich habe nur zur Ehre Gottes, zur Ehre des beleidigten, durch unerhörten Frevel beleidigten Gesetzes, die Feder ergriffen, nicht aber um ein Panegyrist zu werden, dem von Ihnen gröblich insultirten großen Manne. Er steht zu hoch, ist zu erhaben über alle diese Bagatellen, als daß ein Tadel aus Ihrem Munde ihn verletzen, ein Lob des weinigen ihm angenehm sein sollte. Er wandelt ruhig seine Bahn, sich wenig kümmernd, ob man seine Tätigkeit eine positive oder negative nenne; er sucht nicht, wie Ihr, seinen Ruhm im Zerstören, sondern im Erhalten, nicht im Fortschritte, sondern im Rückschritte zum Glauben der Väter. Er ist der Mann, von dem der Prophet Malachi (2, 6.) spricht „Lehren der Wahrheit sind in „seinem Munde, Unrecht findet sich nicht auf seinen Lippen; in Frieden „und Rechtlichkeit wandelt er vor mir, und viele hielt er ab von der „Sünde;" und sein Antheil wird sein mit denen, auf die der Prophet Jesaias (61, 9) sagt: „Alle, die sie ansehen, werden erkennen, daß „sie ein Stamm sind, den Gott gesegnet."